Das Buch Henoch
by
Andreas Gottlieb Hoffmann (Translator / Editor)

Part 1 out of 2









This etext was produced by Hans Dieter Goldberg.






[Cover page of first volume:]

Die
Apokalyptiker
der älteren Zeit
unter Juden und Christen

in vollständiger
Übersetzung mit fortlaufendem
Kommentar, historisch kritischer Einleitung und
Exkursen

von
Dr. A. G. Hoffmann

_____________________________

Erster Band
Das Buch Henoch

_____________________________

Jena
in der Croeker'schen Buchhandlung
1833



[Title page of first volume:]

Das
Buch Henoch

in

vollständiger Übersetzung mit fortlaufendem
Kommentar, ausführlicher Einleitung
und erläuternden Exkursen

von

Andreas Gottlieb Hoffmann

Doctor der Philosophie und Theologie, Großh. S. Weim. Kirchen-
rathe und ordentlichem öffentlichen Professor der Theologie an der
Universität zu Jena
_________________________________
Erste Abteilung. Einleitung, Übersetzung
und Kommentar zu Kap. 1 - 55
_________________________________
Jena
in der Croeker'schen Buchhandlung
1833

[end of title page]



Preliminary remark:
Comments and critical remarks given from the original editor were omitted in
this copy.
Some typographical changes and spelling corrections were applied.
Chapter 56 - 105 with title pages (Vol. II of the original edition) are
attached to this text.


Vorbemerkung:

Hinweis des Abschreibers: Die Originalausgabe besteht zu ca. 90% aus
Kommentar und Exkursen; in die Abschrift wurde nur der reine Text des
Henochbuches übernommen.

Rechtschreibkorrekturen in der Abschrift: Die Urabschrift unterscheidet sich
vom Originaltext nur typographisch: "Ae und Ue" sind durch "Ä und Ü"
ersetzt, sowie "sz" in typographisch alter Setzung durch "ß" ersetzt.
Die hier vorgelegte korrigierte Fassung des Textes enthält gegenüber dem
Originaltext folgende Änderungen bzw. Ersetzungen: Ziffern bis 12 durch
Zahlwörter; sahe durch sah; Theile durch Teile; Thore durch Tore; Behältniß
durch Behältnis; Finsterniß durch Finsternis; Maaß durch Maß; Gränze durch
Grenze - sowie Vergleichbare. Eine Rechtschreibkorektur nach alter
Schreibung wurde durchgeführt und dabei nur einige wenige heute nicht mehr
verwendete Schreibweisen belassen. Die Interpunktion wurde wie im Original
beibehalten.
Vokalattribute: In Eigennamen sind im Original an einigen Stellen
Vokalattribute gesetzt, wovon in der verwendeten Schriftart das "nach oben
offene Kreissegment" nicht zur Verfügung steht. Über "a" und "e" ist dieses
daher weggelassen. Anstelle dessen ist, wo es sinnvoll erschien, "ë"
gesetzt.

Band II des Originals (Kapitel 56 bis 105) mit Titelseiten folgt nach
Kapitel 55.




Das Buch Henoch


Kap. 1
1. Die Segensworte Henochs, womit er segnete die Auserwählten und die
Gerechten, welche leben werden in der Zeit der Trübsal, wo verworfen werden
alle Bösen und Gottlosen. Henoch, ein gerechter Mann, welcher mit Gott war,
redete und sprach, als seine Augen geöffnet worden und er gesehen ein
heiliges Gesicht in den Himmeln: Dies zeigten mir die Engel.
2. Von ihnen hörte ich alle Dinge und verstand, was ich sah; das, was
geschehen wird nicht in diesem Geschlecht, sondern in einem Geschlecht,
welches kommen wird in ferner Zeit, um der Auserwählten willen.
3. Um ihretwillen sprach und redete ich mit ihm, der da hervorgehen wird aus
seiner Wohnung, dem Heiligen und Mächtigen, dem Gott der Welt,
4. welcher dann treten wird auf den Berg Sinai, erscheinen mit seinem Heer
und sich offenbaren mit der Stärke seiner Macht vom Himmel.
5. Alles wird erschrecken und die Wächter sind bestürzt.
6. Große Furcht und Zittern ergreift sie bis zu den Enden der Erde. Die
erhabenen Berge erbeben und die hohen Hügel werden erniedrigt und schmelzen
wie Honigseim in dem Feuer. Die Erde wird überflutet werden und alles, was
auf derselben ist, umkommen, wenn das Gericht kommt über alle, auch die
Gerechten.
7. Aber ihnen wird er Friede geben; er wird erhalten die Auserwählten und
gegen sie gnädig sein.
8. So werden denn alle Gottes sein, glücklich und gesegnet und der Glanz
Gottes wird sie erleuchten.


Kap. 2

Siehe! er kommt mit Myriaden seiner Heiligen, Gericht über sie zu halten, zu
vertilgen die Bösen und zu strafen alles Fleisch über jegliches, was die
Sünder und Gottlosen getan und begangen haben gegen ihn.


Kap. 3

1. Alle, die im Himmel sind, wissen, was (dort) geschieht;
2. daß die himmlischen Lichter nicht ändern ihre Bahn, daß ein jedes aufgeht
und untergeht nach seiner Ordnung, ein jedes zu seiner Zeit ohne Übertretung
der Gebote. Sie sehen die Erde und vernehmen, was dort geschieht vom Anfang
bis zu ihrem Ende;
3. daß jedes Werk Gottes unveränderlich ist zur Zeit seiner Erscheinung. Sie
schauen Sommer und Winter, daß die ganze Erde voll Wasser ist und daß die
Wolken, der Tau und der Regen sie erfrischen.


Kap. 4

Sie betrachten und sehen jeden Baum, wie er verdorrt und jedes Blatt
abfällt, außer vierzehn Bäumen, welche ihr Laub nicht abwerfen, sondern
warten von dem alten bis zum neuen, zwei oder drei Winter lang.


Kap. 5

Wiederum bemerken sie in den Tagen des Sommers, daß die Sonne in demselben
gerade in ihrem Anfange ist, wenn ihr nach einem bedeckten und schattigen
Baume sucht wegen der brennenden Sonne, wenn die Erde von der heftigen Hitze
versengt wird und ihr nicht zu wandeln vermögt weder auf dem Erdboden noch
auf den Felsen in Folge dieser Hitze.


Kap. 6

1. Sie bemerken, wie die Bäume, wenn sie ihre grünen Blätter hervortreiben,
sich bedecken und Früchte tragen; sie vernehmen alles und wissen, daß er,
der ewig lebt, alles dieses für euch tut:
2. (daß) die Werke beim Beginn eines jeglichen Jahres, daß alle seine Werke
ihm dienen und unveränderlich sind; doch wenn Gott es beschlossen hat, so
müssen alle Dinge vergehen.
3. Sie sehen auch, wie die Meere und die Flüsse allzumal erfüllen ihre
Arbeit:
4. (Aber) ihr harret nicht in Geduld, noch vollbringt ihr die Befehle des
Herrn; sondern ihr widerstrebt und verlästert (seine) Größe und übelwollend
sind die Worte in eurem befleckten Munde gegen seine Majestät.
5. Ihr Verdorrte am Herzen, kein Friede wird euch zu Teil werden!
6. Darum werdet ihr eure Tage verfluchen und die Jahre eures Lebens werden
vergehen; unaufhörliche Verwünschung wird sich aufhäufen und ihr werdet
keine Gnade erlangen.
7. In diesen Tagen werdet ihr euren Frieden vertauschen mit ewiger
Verfluchung von seiten aller Gerechten, und die Sünder werden euch
unaufhörlich verwünschen,
8. euch mit den Gottlosen.
9. Die Auserwählten werden Licht, Freude und Friede besitzen und die Erde
ererben.
10. Aber ihr, ihr Unheiligen, werdet verdammt werden.
11. Dann wird Weisheit verliehen den Auserwählten; sie alle werden leben und
nicht wiederum aus Gottlosigkeit oder Hochmut Übertretung begehen, sondern
sie werden sich demütigen im Besitz von Klugheit und die Übertretung nicht
wiederholen.
12. Sie werden nicht verdammt werden während der ganzen Zeit ihres Lebens,
noch sterben in Qual und Zorn; sondern die Zahl ihrer Tage wird erfüllt und
sie werden alt in Frieden; und die Jahre ihrer Glückseligkeit werden gemehrt
in Freude und in Friede für immer, so lange sie nur leben.


Kap. 7

1. Es geschah, nachdem die Menschenkinder sich gemehrt hatten in diesen
Tagen, daß ihnen herrliche und schöne Töchter geboren wurden.
2. Und als die Engel, die Söhne des Himmels sie erblickten, erbrannten sie
in Liebe zu ihnen und sprachen zueinander: Kommt, laßt uns für uns Weiber
auswählen aus der Nachkommenschaft der Menschen und laßt uns Kinder zeugen.
3. dann sprach Samjaza, ihr Anführer, zu ihnen: ich fürchte, daß ihr
vielleicht der Ausführung dieses Unternehmens abgeneigt werdet,
4. und daß ich allein dulden müßte für ein schweres Verbrechen.
5. Aber sie antworteten ihm und sprachen: Wir schwören alle,
6. und verpflichten uns durch Verwünschungen gegenseitig, daß wir nicht
ändern unser Vorhaben, sondern ausführen unser beabsichtigtes Unternehmen.
7. Dann schworen sie alle einander und alle verpflichteten sich durch
gegenseitige Verwünschungen. Ihre Zahl betrug zwei Hundert, welche
herabstiegen auf Ardis, den Gipfel des Berges Armon.
8. Dieser Berg wurde deshalb Armon genannt, weil sie geschworen hatten auf
ihm und sich gebunden durch gegenseitige Verwünschungen.
9. Dies sind die Namen ihren Häupter: Samjaza, welcher ihr Führer war,
Urakabarameel, Akibeel, Tamiel, Ramuel, Danel, Azkeel, Sarakujal, Afael,
Armers, Batraal, Anane, Zavebe, Samsaveel, Ertael, Turel, Jomjael, Arazjal.
Dies waren die Vorsteher der zweihundert Engel und die Übrigen waren mit
ihnen.
10. Dann nahmen sie Weiber, ein jeder wählte sich; ihnen begannen sie sich
zu nahen und ihnen wohnten sie bei, lehrten sie Zauberei, Beschwörungen und
das Teilen von Wurzeln und Bäumen.
11. Und die Weiber empfingen und gebaren Riesen,
12. deren Länge dreihundert Ellen betrug. Diese verschlangen allen Erwerb
der Menschen, bis es unmöglich wurde, sie zu ernähren.
13. Da wandten sie sich gegen Menschen, um sie zu essen,
14. und begannen zu verletzen Vögel, Tiere, Gewürm und Fische, ihr Fleisch
zu essen eins nach dem andern und zu trinken ihr Blut.
15. Dann tadelte die Erde die Ungerechten.


Kap. 8

1. Überdies lehrte Azaziel die Menschen Schwerter machen und Messer,
Schilde, Brustharnische, die Verfertigung von Spiegeln und die Bereitung von
Armbändern und Schmuck, den Gebrauch der Schminke, die Verschönerung der
Augenbrauen, (den Gebrauch der) Steine von jeglicher köstlichen und
auserlesenen Gattung und von allen Arten der Farbe, so daß die Welt
verändert wurde.
2. Gottlosigkeit nahm zu, Hurerei mehrte sich und sie sündigten und
verderbten alle ihren Weg.
3. Amazarak lehrte alle die Zauberer und Wurzelteiler;
4. Armers die Lösung der Zauberei;
5. Barkajal die Beobachter der Sterne;
6. Akibeel die Zeichen,
7. Tamiel lehrte Astronomie,
8. und Asaradel lehrte die Bewegung des Mondes.
9. Aber die Menschen, da sie untergingen, klagten und ihre Stimme gelangte
bis zum Himmel.


Kap. 9

1. Dann blickten Michael und Gabriel, Raphael, Surjal und Uriel vom Himmel
herab und sahen die Menge Blutes, welche auf Erden vergossen war und alle
die Ungerechtigkeit, welche auf derselben geschehen war und sagten
zueinander: (hört) die Stimme ihre Geschreis!
2. Die (ihrer Kinder) beraubte Erde schreit bis zum Tore des Himmels,
3. und jetzt klagen zu euch, o ihr Heiligen des Himmels, die Seelen der
Menschen und sprechen: Schafft uns Gerechtigkeit bei dem Höchsten. Dann
sagten sie zu ihrem Herrn, dem Könige: Herr der Herren, Gott der Götter,
König der Könige! Der Thron deines Ruhmes ist immer und ewig, und immer und
ewig wird dein Name geheiligt und verherrlicht. Du wirst gepriesen und
verherrlicht.
4. Du hast alle Dinge geschaffen; du hast Macht über alle Dinge und alle
Dinge liegen offen und klar vor dir. Du siehst alle Dinge und nichts kann
dir verhehlt werden.
5. Du hast gesehen, was Azazjel getan hat, wie er jede Art von Bosheit auf
der Erde gelehrt und der Welt alle verborgenen Dinge enthüllt hat, welche im
Himmel geschehen.
6. Auch hat Zauberei gelehrt Samjaza, dem du Gewalt verliehen hast über die,
welche ihm zugesellt sind. Sie sind miteinander zu den Töchtern der Menschen
gegangen, haben gelegen bei ihnen, sind befleckt worden
7. und haben ihnen Verbrechen offenbart.
8. Die Weiber ingleichen haben Riesen geboren.
9. So ist die ganze Erde mit Blut und mit Bosheit erfüllt worden.
10. Und nun siehe, die Seelen derer, welche getötet worden, schreien,
11. und klagen selbst bis zum Tore des Himmels.
12. Ihr Seufzen steigt auf; auch können sie der Ungerechtigkeit nicht
entrinnen, welche auf Erden begangen wird. Du weißt alle Dinge ehe sie sind.
13. Du weißt dieses und was von ihnen getan ist; doch du sprichst nicht zu
uns.
14. Was haben wir ihnen in Rücksicht dieser Dinge zu tun?


Kap. 10

1. Da sprach der Höchste, der Große und Heilige,
2. und sendete Arsajalaljur zum Sohne Lamechs,
3. und sprach: Sage zu ihm in meinem Namen: Verbirg dich.
4. Dann verkünde ihm das Ende, welches im Begriff ist, hereinzubrechen; denn
die ganze Erde wird verderben; das Wasser der Flut wird kommen über die
ganze Erde, und alles, was auf derselben ist, wird zerstört werden.
5. Und nun belehre ihn, wie er entrinnen möge und wie sein Same übrigbleiben
wird auf der ganzen Erde.
6. Wiederum sprach der Herr zu Raphael: Binde den Azazjel an Händen und
Füßen, wirf ihn in Finsternis, öffne die Wüste, welche in Dudael ist und
stoß ihn in dieselbe.
7. Wirf auf ihn scharfe und spitze Steine und decke ihn mit Finsternis.
8. Dort wird er bleiben immerdar; bedecke sein Antlitz, daß er das Licht
nicht sehen kann,
9. und am großen Tage des Gerichts laß ihn ins Feuer werfen.
10. Belebe die Erde, welche die Engel verderbten, und verkünde ihr Leben,
daß ich sie wieder beleben werde.
11. Nicht alle Menschen sollen umkommen infolge jeglichen Geheimnisses,
wodurch die Wächter Zerstörung angerichtet und welches sie ihre
Nachkommenschaft gelehrt haben.
12. Die ganze Erde ist verdorben durch die Wirkungen Azazjel's Lehre. Ihm
also schreibe das ganze Verbrechen zu.
13. Zu Gabriel aber sagte der Herr: Gehe zu den Beißern, den Verworfenen, zu
den Kindern der Hurerei und vertilge die Kinder der Hurerei, die
Nachkommenschaft der Wächter, aus der Menschen Mitte; führe sie heraus und
errege sie einen gegen den andern. Laß sie umkommen durch Mord; denn Länge
der Tage wird ihnen nicht zu Teil.
14. Sie alle werden dich bitten, aber ihre Väter erlangen nichts in
Rücksicht auf sie; denn sie werden auf ein ewiges Leben hoffen, und daß sie
leben mögen, ein jeder von ihnen fünfhundert Jahr.
15. Ingleichen sprach der Herr zu Michael: Gehe und verkünde dem Samjaza und
den andern, welche bei ihm sind, welche sich mit Weibern vereinigten, um
sich zu beflecken mit aller ihrer Unreinheit; und wenn alle ihre Söhne
erschlagen sind, wenn sie sehen den Untergang ihrer Geliebten, so binde sie
für siebzig Geschlechter unter die Erde, bis auf den Tag der Gerichts und
der Vollendung, bis das Gericht, welches für ewig gilt, vollbracht ist.
16. Dann sollen sie hinweggeschafft werden in die untersten Tiefen des
Feuers, in die Qualen und in den Kerkern eingeschlossen werden ewiglich.
17. Sogleich nach diesen soll er mit ihnen zugleich verbrannt werden und
umkommen; gebunden sollen sie sein, bis da erfüllt sind viele Geschlechter.
18. Vertilge alle Seelen, welche der Torheit ergeben sind, und die
Nachkommen der Wächter; denn sie haben die Kinder der Menschen unterdrückt.
19. Laß jeden Gewalttätigen umkommen von der Oberfläche der Erde;
20. vertilge jedes böse Werk;
21. die Pflanze der Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit erscheine und ihr
Hervorbringen werde zum Segen.
22. Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit wird für ewige Zeiten gepflanzt mit
Freuden.
23. Und dann werden alle Heiligen danken und leben, bis sie Tausend erzeugt
haben, während die ganze Zeit ihrer Jugend und ihre Sabbate in Frieden
vollendet werden. In diesen Tagen wird die ganze Erde in Gerechtigkeit
bebaut; sie wird ganz mit Bäumen bepflanzt und mit Segen erfüllt, jeder Baum
der Freude wird auf derselben gepflanzt werden.
24. Auf derselben werden Weinberge gepflanzt werden und der Wein, welcher
darauf gepflanzt werden wird, wird Früchte tragen in Fülle; jeglicher Same,
welchen man darauf sät, soll tausend Maß hervorbringen und ein Maß Oliven
wird zehn Pressen Öl geben.
26. Dann werden alle Menschenkinder gerecht sein, und alle Völker mir
göttliche Verehrung erweisen und mich segnen; alles wird mich anbeten.
27. Die Erde wird gereinigt von aller Verdorbenheit, von jedem Verbrechen,
von aller Strafe und von allem Leiden; auch werde ich nicht wieder eine Flut
auf sie kommen lassen von Geschlecht auf Geschlecht ewiglich.
28. In diesen Tagen werde ich auftun die Schätze des Segen, welche im Himmel
sind, daß ich sie herabkommen lasse auf die Erde und alle Werke und Arbeit
der Menschen.
29. Friede und Billigkeit sollen Genossen sein der Menschenkinder alle Tage
der Welt und in jedem Geschlecht derselben.


Kap. 11

1. Vor allen diesen Dingen war Henoch verborgen, auch wußte niemand von den
Menschenkindern, wo er verborgen war, wo er gewesen und was geschehen war.
2. Er war ganz beschäftigt mit den Heiligen und mit den Wächtern in seinen
Tagen.
3. Ich, Henoch; lobte den großen Herrn und König des Friedens.
4. Und siehe! die Wächter nannten mich Henoch, den Schreiber.
5. Dann sagte er zu mir: Henoch, Schreiber der Gerechtigkeit, gehe und
verkünde den Wächtern des Himmels, welche den hohen Himmel verließen und
ihre ewige Wohnung, sich mit den Weibern befleckten
6. und taten, wie die Söhne der Menschen tun, indem sie sich Weiber nahmen
und sich sehr befleckten auf der Erde:
7. daß sie auf der Erde nimmer Friede und Vergebung der Sünde erlangen
werden. Denn sie werden sich ihrer Nachkommenschaft nicht freuen, sondern
die Ermordung ihrer Geliebten schauen; sie werden klagen über den Untergang
ihrer Söhne und bitten immerdar, aber sie werden keine Gnade noch Frieden
erlangen.


Kap. 13

1. Darauf ging ich, Henoch, weiter und sprach zu Azazjel: du wirst keinen
Frieden erhalten; ein großes Urteil ist gegen dich ergangen. Er wird dich
binden;
2. nimmer wird Erleichterung, Gnade und Fürbitte dir werden um der
Unterdrückung willen, welche du gelehrt hast,
3. und wegen jeder Tat der Gotteslästerung, Tyrannei und Sünde, welche du
den Menschenkindern gezeigt hast.
4. Dann ging ich hinweg und sprach zu ihnen allen insgesamt;
5. und sie alle erschraken und zitterten.
6. Sie ersuchten mich, für sie eine Bittschrift aufzusetzen, damit sie
Vergebung erhielten, und die Schrift ihres Gebets hinauf zu bringen vor den
Gott des Himmels; denn sie konnten sich von der Zeit an nicht mehr selber an
ihn wenden, noch erheben ihre Augen zum Himmel wegen der schmählichen
Missetat, um derentwillen sie gerichtet sind.
7. Dann schrieb ich eine Schrift ihres Betens und Flehens für ihre Seelen,
über alles, was sie getan hatten, und über den Gegenstand ihres Gesuchs, daß
sie erhalten möchten Vergebung und Ruhe.
8. Weitergehend schritt ich über die Wasser des Dan in Dan, welcher an der
rechten Seite gegen Westen des Armon ist, und las die Urkunde ihrer Bitte,
bis ich in Schlaf fiel.
9. Und siehe! ein Traum kam zu mir, und Gesichte erschienen über mir. Ich
fiel nieder und sah ein Gesicht der Strafe, damit ich es schilderte den
Söhnen des Himmels und sie zurechtwiese. Als ich erwachte, ging ich zu
ihnen. Alle standen weinend beisammen in Ubelfejael, welches liegt zwischen
Libanos und Senefer, mit verhülltem Antlitz.
10. Ich erzählte in ihrer Gegenwart alle Gesichte, welche ich gesehen hatte,
und meinen Traum.
11. Und ich fing an diese Worte der Gerechtigkeit auszusprechen und
zurechtzuweisen die Wächter des Himmels.


Kap. 14

1. Dies ist das Buch der Worte der Gerechtigkeit und der Zurechtweisung der
Wächter, welche der Welt angehören, zufolge dem, was er, welcher heilig und
groß ist, befahl in dem Gesichte. Ich nahm in meinem Traum wahr, daß ich
jetzt sprach mit einer Zunge von Fleisch, und mit meinem Atem, welchen der
Allmächtige gesetzt hat in den Mund der Menschen, daß sie damit reden
möchten;
2. und vernahm mit dem Herzen. So wie er geschaffen und gegeben hat den
Menschen (die Kraft), zu verstehen das Wort des Verstandes, so hat er
geschaffen und mir gegeben (die Kraft), zurechtzuweisen die Wächter, die
Sprößlinge des Himmels. Ich habe geschrieben euer Gesuch, und in meinem
Gesicht ist mir gezeigt worden, daß das, um was ihr bittet, euch nicht
gewährt werden wird, so lange als die Welt dauert.
3. Gericht ist ergangen über euch; gewährt wird euch nichts.
4. Von dieser Zeit an werdet ihr niemals hinaufsteigen in den Himmel; er hat
gesagt, daß er auf der Erde euch binden will, so lange als die Welt dauert.
5. Doch vor diesen Dingen sollt ihr schauen die Vernichtung eurer geliebten
Söhne; ihr werdet sie nicht mehr besitzen, sondern sie sollen fallen vor
euch durch das Schwert.
6. Und nicht sollt ihr bitten für sie und nicht für euch selbst.
7. Aber ihr werdet weinen und flehen in Schweigen. Dies die Worte des Buchs,
welches ich schrieb.
8. Ein Gesicht erschien mir also:
9. Siehe! in (diesem) Gesicht luden Wolken und ein Nebel mich ein, sich
bewegende Sterne und Strahlen von Licht trieben und schoben mich fort,
während Winde in dem Gesicht meinen Flug begünstigten und mein Weitergehen
beschleunigten.
10. Sie hoben mich zum Himmel in die Höhe. Ich schritt vorwärts, bis ich an
eine Mauer kam, gebaut aus Steinen von Kristall. Eine zitternde Flamme umgab
sie, welche mich in Schrecken zu setzen begann.
11. In diese zitternde Flamme trat ich ein.
12. Und ich näherte mich einer geräumigen Wohnung, welche auch gebaut war
mit Steinen von Kristall. Sowohl ihre Wände, als ihr Fußboden waren mit
Steinen von Kristall, und von Kristall war auch der Grund. Ihr Dach hatte
das Ansehen von Sternen, die sich heftig bewegen, und von leuchtenden
Blitzen, und unter ihnen waren Cherubs von Feuer und ihr Himmel war Wasser.
Eine Flamme brannte rings um ihre Mauern, und ihr Portal loderte von Feuer.
Als ich in diese Wohnung trat, war sie heiß wie Feuer und kalt wie Eis.
Keine Luft oder Leben war dort. Schrecken überwältigte mich und ein
furchtbares Zittern ergriff mich.
13. Heftig bewegt und zitternd fiel ich auf mein Antlitz. In dem Gesicht sah
ich,
14. und siehe! da war eine andere geräumigere Wohnung, zu welcher jeder
Eingang vor mir offen war, errichtet in einer zitternden Flamme.
15. So sehr zeichnete sie sich in aller Hinsicht aus, an Glanz, an Pracht
und an Größe, daß es unmöglich ist, euch ihre Pracht oder ihre Ausdehnung zu
beschreiben.
16. Ihr Fußboden war aus Feuer, oben waren Blitze und sich bewegende Sterne,
während ihr Dach ein loderndes Feuer zeigte.
17. Aufmerksam betrachtete ich sie und sah, daß sie einen erhabenen Thron
enthielt,
18. der von Ansehen dem Reife ähnlich war, während sein Umfang dem Kreise
der glänzenden Sonne glich; und (da war) die Stimme der Cherubs.
19. Unten von diesem mächtigen Throne her strömten Bäche lodernden Feuers.
20. Auf ihn zu sehen war unmöglich.
21. Ein Großer in Herrlichkeit saß darauf,
22. dessen Kleid glänzender als die Sonne, und weißer als Schnee.
23. Kein Engel vermochte hindurchzudringen, zu schauen das Antlitz
desselben, des Herrlichen und Strahlenden; auch konnte kein Sterblicher ihn
ansehen. Ein Feuer loderte rings um ihn.
24. Ein Feuer auch von großem Umfange stieg immerwährend vor ihm auf, so daß
keiner von denjenigen, welche ihn umgaben, im imstande war, sich ihm zu
nähern, unter den Myriaden, welche vor ihm waren. Für ihn war heilige
Beratschlagung unnötig. Gleichwohl gingen die Geheiligten, welche in seiner
Nähe waren, nicht von ihm hinweg, weder bei Nacht noch bei Tage, noch wurden
sie entfernt von ihm. Ich war auch so weit vorgegangen mit einem Schleier
vor meinem Gesicht und zitternd. Da rief mich der Herr mit seinem Munde und
sagte: Nahe dich hierher, Henoch, zu meinem heiligen Worte.
25. Und er hob mich auf und brachte mich bis gerade an den Eingang. Mein
Auge war gerichtet auf den Boden.


Kap. 15

1. Alsdann sich wendend zu mir, sprach er und sagte: Höre und fürchte
nichts, o gerechter Henoch, du Schreiber der Gerechtigkeit! Nahe dich
hierher und höre meine Stimme. Gehe, sage den Wächtern des Himmels, welche
dich gesendet haben, für sie zu bitten: Ihr sollet bitten für Menschen und
nicht Menschen für euch.
2. Warum habt ihr verlassen den hohen und heiligen Himmel, welcher ewiglich
dauert, und habt gelegen bei Weibern, euch befleckt mit den Töchtern der
Menschen, euch Weiber genommen, gehandelt wie die Söhne der Erde, und
gezeugt eine gottlose Nachkommenschaft?
3. Ihr, die ihr geistig, heilig seid und ein Leben lebt, welches ewig ist,
habt euch befleckt mit Weibern, habt gezeugt in fleischlichem Blute, habt
begehrt des Blutes der Menschen, und habt getan, wie diejenigen tun,
(welche) Fleisch und Blut (sind).
4. Diese jedoch sterben und kommen um.
5. Darum habe ich ihnen gegeben Weiber, auf daß sie ihnen beiwohnten, damit
Söhne möchten geboren werden von ihnen, und daß dies möge geschehen auf
Erden.
6. Aber ihr wurdet von Anfang an als Geister geschaffen und besitzt ein
Leben, welches ewig ist und seid nicht unterworfen dem Tode bis in Ewigkeit.
7. Daher machte ich nicht Weiber für euch, dieweil ihr seid geistig und eure
Wohnung ist im Himmel.
8. Nun aber die Riesen, welche geboren sind von Geist und von Fleisch,
werden auf Erden böse Geister genannt werden, und auf Erden wird ihre
Wohnung sein. Böse Geister werden hervorgehen aus ihrem Fleisch, weil sie
geschaffen wurden von oben; von den heiligen Wächtern war ihr Anfang und
ursprüngliche Gründung. Böse Geister werden sie sein auf Erden, und Geister
der Gottlosen werden sie genannt werden. Die Wohnung der Geister des Himmels
soll sein im Himmel, aber auf Erden wird sein die Wohnung der irdischen
Geister, welche geboren werden auf Erden.
9. Die Geister der Riesen (werden sein wie) Wolken, welche bedrücken,
verderben, fallen, streiten und verletzen werden auf Erden.
10. Sie werden veranlassen Wehklage. Keine Speise werden sie essen, und sie
werden dürsten; sie werden verborgen sein und nicht immer sollen sich
erheben die Geister gegen die Söhne der Menschen und gegen die Weiber; denn
sie kamen hervor während der Tage des Blutvergießens und der Vernichtung.


Kap. 16

1. Bei dem Tode der Riesen, wohin auch ihre Geister gewandert sein mögen aus
ihren Körpern, laß das, was fleischlich in ihnen ist, untergehen vor dem
Gericht. So werden sie untergehen bis zum Tage der großen Vollendung der
großen Welt. Statt finden wird eine Vollendung der Wächter und der
Gottlosen.
2. Und nun zu den Wächtern, welche dich gesendet haben, für sie zu bitten,
welche im Anfange im Himmel waren,
3. (sprich): Im Himmel seid ihr gewesen; geheime Dinge zwar sind euch nicht
offenbart worden, doch habt ihr gewußt ein ruchloses Geheimnis.
4. Und dies habt ihr erzählt Weibern in der Härtigkeit eueres Herzens, und
durch dieses Geheimnis haben Weiber und Menschen vervielfacht Übel auf
Erden.
5. Sage zu ihnen: Niemals also werdet ihr Frieden erhalten.


Kap. 20

1. Folgendes sind die Namen der Engel, welche wachen:
2. Uriel, einer von den heiligen Engeln, welcher (gesetzt ist) über Lärmen
und Schrecken.
3. Raphael, einer von den heiligen Engeln, welcher (gesetzt über) die Seelen
der Menschen.
4. Raguel, einer von den heiligen Engeln, welcher verhängt Strafe über die
Welt und die Lichter.
5. Michael, einer von den heiligen Engeln, welcher, (gesetzt) über
menschliche Tugend, die Völker beherrscht.
6. Sarakiel, einer von den heiligen Engeln, welcher (gesetzt) über die
Seelen der Kinder der Menschen, welche sündigen.
7. Gabriel, einer von den heiligen Engeln, welcher (gesetzt ist) über
Ikisat, über das Paradies und über die Cherubs.


Kap. 17, Sect. IV

1. Sie hoben mich in die Höhe an einen Platz, wo da war die Erscheinung
eines brennenden Feuers; und wenn es ihnen gefiel, so nahmen sie die Gestalt
von Menschen an.
2. Sie führten mich auf einen hohen Ort, auf einen Berg, dessen Spitze bis
zum Himmel reichte.
3. Und ich sah die Behältnisse des Lichtes und des Donners an den Enden des
Platzes, wo er am tiefsten war. Da war ein Bogen von Feuer, und Pfeile in
ihrem Köcher, ein Schwert von Feuer und jede Art von Blitz.
4. Alsdann hoben sie mich in die Höhe zu einem plätschernden Strome und zu
einem Feuer im Westen, welches aufnahm jeden Untergang der Sonne. Ich kam zu
einem Fluß von Feuer, welcher floß wie Wasser, und sich ausleerte in den
großen See gegen Westen.
5. Ich sah alle breiten Flüsse, bis ich zu der großen Finsternis kam. Ich
ging dahin, wohin alles Fleisch wandert, und ich schaute die Berge der
Dunkelheit, welche Winter macht, und die Stelle, von wo das Wasser ausströmt
in jeden Abgrund.
6. Ich sah auch die Mündungen aller Flüsse in der Welt und die Mündungen in
der Tiefe.


Kap. 18

1. Ich überblickte dann die Behältnisse aller Winde, und nahm wahr, daß sie
beitrugen zur Zierde der ganzen Schöpfung, und (zur Erhaltung) der Grundlage
der Erde.
2. Ich betrachtete den Stein, (welcher) die Winkel der Erde (trägt).
3. Ich sah auch die vier Winde, welche die Erde und das Firmament des
Himmels stützen.
4. Und ich sah die Winde wirksam an der Höhe des Himmels, welche
5. in der Mitte des Himmels und der Erde entstehen und die Pfeiler des
Himmels bilden.
6. Ich sah die Winde, welche den Himmel drehen, welche den Kreis der Sonne
und aller Sterne untergehen lassen, und über der Erde sah ich die Winde,
welche die Wolken tragen.
7. Ich sah den Pfad der Engel.
8. Ich nahm wahr an dem Ende der Erde das Firmament des Himmels über ihr.
Alsdann ging ich gegen Süden zu,
9. wo sowohl bei Tage als bei Nacht sechs Berge brannten, gebildet von
herrlichen Steinen, drei gegen Osten und drei gegen Süden.
10. Diejenigen, welche gegen Osten waren, waren von einem bunten Stein;
einer davon war von Perle und ein anderer von Spiesglas. Die gegen Süden
waren von einem roten Stein. Der mittlere reichte bis zum Himmel, gleich dem
Throne Gottes von Alabaster, dessen Spitze war von Saphir. Ich sah auch ein
glänzendes Feuer, welches war über allen den Bergen.
11. Und da sah ich einen Platz auf der anderen Seite eines ausgedehnten
Landes, wo Wasser angesammelt war.
12. Ich sah auch irdische Quellen tief in den feurigen Säulen des Himmels.
13. Und in den Säulen des Himmels sah ich Feuer, welche herabstiegen ohne
Zahl, doch weder in die Höhe noch in die Tiefe. Über diesen Quellen nahm ich
auch einen Platz wahr, welcher weder das Firmament des Himmels über sich
hatte, noch den festen Grund unter sich; weder war Wasser über ihm, noch
irgend etwas zur Seite, sondern der Platz war öde.
14. Und da sah ich sieben Sterne, gleich großen glänzenden Bergen und gleich
Geistern mich bittend.
15. Alsdann sagte der Engel: Dieser Platz wird bis zur Vollendung von Himmel
und Erde das Gefängnis der Sterne und der Heerscharen des Himmels sein.
16. Die Sterne, welche über Feuer sich bewegen, sind diejenigen, welche
überschritten den Befehl Gottes, bevor ihre Zeit gekommen; denn sie kamen
nicht in ihrer rechten Zeit. Darum wurde er erzürnt gegen sie und band sie,
bis zur Periode der Vollendung ihrer Strafe in dem verborgenen Jahre.


Kap. 19

1. Alsdann fragte Uriel: Hier die Engel, welche Weibern beiwohnten, sich
ihre Anführer bestimmend,
2. und zahlreich in ihrer Erscheinung, Menschen ruchlos machten und sie zu
Irrtümern verleiteten, so daß sie Teufeln wie Göttern opferten. Denn an dem
großen Tage (wird) ein Gericht (sein), in welchem sie sollen gerichtet
werden, bis sie vernichtet sind, und auch ihre Weiber sollen (gerichtet)
werden, welche die Engel des Himmels verführten ohne Widerstand.
3. Und ich, Henoch, ich allein sah das Gleichnis des Endes aller Dinge, und
kein menschliches Wesen sah es, so wie ich es sah.


Kap . 21

1. Alsdann machte ich einen Kreislauf zu einem Platze, auf welchem nichts
vollendet war.
2. Und da sah ich weder das ehrfurchtgebietende Werk eines erhabenen
Himmels, noch einer festgestellten Erde, sondern einen öden Raum, bereit
gehalten und furchtbar.
3. Da auch sah ich sieben Sterne des Himmels darin zusammengebunden, gleich
großen Bergen und gleich einem glänzenden Feuer. Ich rief aus: Wegen welcher
Art von Verbrechen sind sie gebunden und warum sind sie entfernt worden an
diesen Platz? Darauf antwortete Uriel, einer von den heiligen Engeln,
welcher bei mir war, und welcher mich führte: Henoch, warum fragst du, warum
forschest du bei dir und suchst ängstlich? Dies sind die von den Sternen,
welche den Befehl des höchsten Gottes übertreten haben und hier gebunden
sind, bis die unendliche Anzahl der Tage ihrer Strafe vollendet ist.
4. Von da ging ich nachher weiter zu einem anderen furchtbaren Platze,
5. wo ich sah die Tätigkeit eines großen lodernden und glänzenden Feuers, in
dessen Mitte eine Trennung stattfand. Feuersäulen bekämpften einander bis zu
dem Ende des Abgrundes; und tief war der Abhang. Doch weder sein Maß noch
seine Größe war ich im Imstande zu entdecken; auch konnte ich seinen
Ursprung nicht wahrnehmen. Da rief ich aus: Wie furchtbar ist dieser Platz
und wie schwer zu erforschen!
6. Uriel, einer von den heiligen Engeln, welcher bei mir war, antwortete und
fragte: Henoch, warum bist du erschrocken und erstaunt über diesen
schrecklichen Platz, bei dem Anblick dieses (Platzes des) Leidens? Dies,
sagte er, ist das Gefängnis der Engel und hier werden sie gehalten für
immer.


Kap. 22, Sect. V

1. Von da ging ich weiter zu einem anderen Raume, wo ich sah im Westen einen
großen und hohen Berg, einen starken Felsen und vier liebliche Plätze.
2. Innerlich war er tief, geräumig und sehr glatt, so glatt, als wenn er
wäre überwalzt worden; er war sowohl tief als finster anzusehen.
3. Alsdann antwortete Raphael, einer von den heiligen Engeln, welche bei mir
waren, und sagte: Dies sind die lieblichen Plätze, wo die Geister, die
Seelen der Toten werden versammelt werden; für sie wurden sie eingerichtet,
und hier werden versammelt werden alle Seelen der Menschensöhne.
4. Diese Plätze, in welchen sie wohnen, sollen sie einnehmen bis zum Tage
des Gerichts und bis zu ihrer bestimmten Zeit.
5. Ihre bestimmte Zeit wird lang sein, gerade bis zum großen Gericht. Und
ich sah die Geister der Menschensöhne, welche gestorben waren, und ihre
Stimmen reichten zum Himmel, indem sie anklagten.
6. Alsdann fragte ich Raphael, einen Engel, welcher bei mir war, und sagte:
Wessen Geist ist der, dessen Stimme (zum Himmel) reicht und anklagt?
7. Er antwortete und sagte: Dies ist der Geist Abels, welcher erschlagen
wurde von Kain, seinem Bruder, und er wird ihn anklagen, bis sein Same
vernichtet ist von der Oberfläche der Erde,
8. bis sein Same verschwindet aus den Samen des menschlichen Geschlechts.
9. Zu dieser Zeit also erkundigte ich mich über ihn und über das allgemeine
Gericht und sagte: Warum ist einer von dem anderen getrennt? Er antwortete:
dreies ist gemacht worden zwischen die Geister der Toten, und so sind die
Geister der Gerechten getrennt worden,
10. nämlich eine Kluft, Wasser und Licht darüber.
11. Und auf dieselbe Weise werden auch Sünder getrennt, wenn sie sterben und
in der Erde begraben werden, hat sie das Gericht nicht ereilt bei ihren
Lebzeiten.
12. Hier werden ihre Seelen getrennt. Überdies ist ihr Leiden groß bis zur
Zeit des großen Gerichts, der Züchtigung und der Qual derjenigen, welche
ewig verfluchen, deren Seelen gestraft und gebunden werden bis in Ewigkeit.
13. Und so ist es gewesen vom Anfange der Welt an. So war dort vorhanden
eine Trennung zwischen den Seelen derjenigen, welche Klagen vorbringen, und
derjenigen, welche lauern auf ihre Vernichtung, sie zu morden an dem Tage
der Sünder.
14. Ein Behältnis dieser Art ist gemacht worden für die Seelen der
ungerechten Menschen und der Sünder, derjenigen, welche Verbrechen
vollbracht und sich zu den Gottlosen gesellt haben, denen sie gleichen. Ihre
Seelen sollen nicht vernichtet werden am Tage des Gerichts, noch sollen sie
auferstehen von diesem Platze. Alsdann pries ich Gott,
15. und sagte: Gepriesen sei mein Herr, der Herr der Herrlichkeit und der
Gerechtigkeit, welcher regiert über alles von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Kap. 23

1. Von da ging ich zu einem anderen Platze, gegen Westen, bis an die Enden
der Erde,
2. wo ich ein Feuer lodern und ohne Aufhören fortlaufen sah, welches seinen
Lauf weder bei Tage noch bei Nacht unterbrach, sondern immer denselben
fortsetzte.
3. Ich erkundigte mich und sagte: Was ist dies, welches niemals aufhört?
4. Darauf antwortete Raguel, einer von den heiligen Engeln, welche bei mir
waren,
5. und sagte: Dieses lodernde Feuer, welches du gegen Westen laufen siehst,
ist (das) aller Lichter des Himmels.


Kap. 24

1. Ich ging von da zu einem anderen Platze und sah einen Berg von Feuer,
welches aufloderte sowohl bei Tage als bei Nacht. Ich ging nach ihm zu, und
nahm sieben glänzende Berge wahr, welche alle voneinander verschieden waren.
2. Ihre Steine waren glänzend und schön; alle waren glänzend und prächtig
anzusehen, und schön war ihre Oberfläche. Drei waren gegen Osten und dadurch
verstärkt, daß einer auf den andern gestellt war, und drei waren gegen
Süden, verstärkt in einer ähnlichen Weise. Da waren auch tiefe Täler, welche
einander nicht nahe kamen. Und der siebente Berg war in der Mitte derselben.
In der Lage glichen sie alle dem Sitze eines Thrones, und wohlriechende
Bäume umgaben sie.
3. Unter diesen war ein Baum von einem unablässigen Geruch; auch von denen,
welche in Eden waren von allen den riechenden Bäumen, war keiner von Geruch
wie dieser. Sein Laub, seine Blüte und seine Rinde wurden niemals welk, und
seine Frucht war schön.
4. Seine Frucht glich der Traube der Palme. Ich rief aus: Siehe! dieser Baum
ist trefflich zum Ansehen, angenehm in seinem Laube, und der Anblick seiner
Frucht ist ergötzlich für das Auge. Darauf antwortete Michael, einer von den
heiligen und herrlichen Engeln, welche bei mir waren, und (einer,) welcher
ihnen vorstand,
5. und sagte: Henoch, warum erkundigst du dich über den Geruch dieses
Baumes,
6. bist begierig dies zu wissen?
7. Alsdann versetzte ich, Henoch, ihm und sagte: In Betreff jedes Dinges bin
ich begierig nach Belehrung, doch vorzüglich in Betreff dieses Baumes.
8. Er antwortete mir und sagte: Dieser Berg, welchen du siehst, und dessen
Haupt in seiner Ausdehnung dem Sitze des Herrn gleicht, wird der Sitz sein,
auf welchem sitzen wird der heilige und große Herr der Herrlichkeit, der
ewige König, wenn er kommen und herabsteigen wird, um die Erde mit Güte
heimzusuchen.
9. Und diesen Baum von einem angenehmen Geruch, nicht von einem
fleischlichen, wird man nicht anrühren können bis zur Zeit des großen
Gerichts. Wenn alle bestraft und für immer vernichtet sein werden, soll
dieser für die Gerechten und Demütigen bestimmt sein. Die Frucht von diesem
soll den Auserwählten gegeben werden. Denn gegen Norden soll Leben gepflanzt
werden an der heiligen Stelle, gegen die Wohnung des ewigen Königs.
10. Alsdann werden sie sich sehr freuen und frohlocken in dem Heiligen. Der
angenehme Geruch wird in ihr Gebein dringen, und sie werden leben ein langes
Leben auf der Erde, wie deine Vorfahren gelebt haben, und nicht wird in
ihren Tagen Kummer, Elend, Unruhe und Strafe sie quälen.
11. Und ich pries den Herrn der Herrlichkeit, den ewigen König, weil er
bereitet hat für die Heiligen, ihn gemacht und verkündigt, daß er ihn ihnen
geben werde.


Kap. 25

1. Von da ging ich zu der Mitte der Erde und sah ein glückliches und
fruchtbares Land, welches Zweige enthielt, immerwährend sprossend aus den
Bäumen, welche darauf gepflanzt waren. Da sah ich einen heiligen Berg und
unter ihm Wasser auf der östlichen Seite, welches gegen Süden floß. Ich sah
auch auf der Ostseite einen anderen Berg, eben so hoch wie diesen, und
zwischen ihnen waren tiefe, aber nicht weite, Täler.
2. Wasser floß gegen den Berg westlich von diesem, und unten da war wieder
ein anderer Berg.
3. Da war ein Tal, doch kein weites, unter ihm, und in der Mitte von ihnen
waren andere tiefe und trockene Täler gegen das Ende der drei. Alle diese
Täler, welche tief, aber nicht weit waren, bestanden aus einem festen Felsen
mit einem Baume, welcher in sie gepflanzt war. Und ich wunderte mich über
den Felsen und über die Täler und war äußerst erstaunt.


Kap. 26

1. Alsdann sagte ich: Was deuten an dieses gesegnete Land, alle diese hohen
Bäume und das verwünschte Land zwischen ihnen?
2. Darauf versetzte Uriel, einer von den heiligen Engeln, welche bei mir
waren: Dieses ist das verwünschte Tal der Verwünschten bis in Ewigkeit. Hier
sollen versammelt werden alle, welche ausstoßen mit ihrem Munde ungeziemende
Reden gegen Gott, und widrige Dinge sprechen von seiner Herrlichkeit. Hier
werden sie versammelt werden. Hier wird ihr Land sein.
3. In den letzten Tagen soll ein Beispiel von Gericht gehalten werden über
sie in Gerechtigkeit vor den Heiligen, wo diejenigen, welche Gnade erhalten
haben, bis in Ewigkeit, alle ihre Tage, preisen werden Gott, den ewigen
König.
4. Und zu dieser Zeit des Gerichts sollen sie ihn preisen für seine Gnade,
weil er sie ihnen erteilt hat. Alsdann pries ich Gott, wendete mich zu ihm
und gedachte, wie es sich geziemte, seiner Größe.


Kap. 27

1. Von da ging ich gegen Osten zu der Mitte des Berges in der Wüste, wovon
ich nur die ebene Oberfläche wahrnahm.
2. Sie war voll von Bäumen des erwähnten Samens, und Wasser lief daran
herab.
3. Da zeigte sich ein Wasserfall, wie zusammengesetzt aus mehreren
Wasserfällen, sowohl gegen Westen als gegen Osten. Auf einer Seite waren
Bäume, auf der andern Wasser und Tau.


Kap. 28

1. Alsdann ging ich zu einem anderen Platze aus der Wüste, gegen Osten des
Berges, (welchem) ich mich genaht hatte.
2. Da sah ich Bäume des Gerichts, besonders die Träufler des angenehmen
Geruchs von Weihrauch und Myrrhe.
3 Und darüber, höher als sie, war die Erhöhung des östlichen Berges in nicht
großer Entfernung.


Kap. 29

1. Ich sah auch einen anderen Platz mit Tälern von Wasser, welches niemals
abnahm.
2. Ich nahm einen schönen Baum wahr, welcher im Geruch ähnlich war dem
Mastix.
3. Und zu den Seiten dieser Täler nahm ich Zimt von einem angenehmen Geruch
wahr. Über sie ging ich weiter gegen Osten.


Kap. 30

1. Alsdann sah ich einen anderen Berg, Bäume enthaltend, woraus Wasser floß
gleich Nektar. Sein Name war Sarira und Kalboneba. Und auf diesem Berge sah
ich einen anderen Berg, auf welchem Aloë-Bäume waren.
2. Diese Bäume waren voll, gleich Mandelbäumen und stark, und wenn sie
Frucht hervorbrachten, so übertraf sie allen Wohlgeruch.


Kap. 31

1. Nach diesen Dingen betrachtete ich die Eingänge des Nordens über den
Bergen, und nahm sieben Berge wahr, angefüllt mit reiner Spieke,
wohlriechenden Bäumen, Zimt und Papyrus.
2. Von da ging ich weiter über die Spitzen dieser Berge, eine Strecke
östlich, und ging über das erythräische Meer. Und als ich weit über dasselbe
hinausgekommen war, ging ich weiter fort über den Engel Zateel, und kam zu
dem Garten der Gerechtigkeit. In diesem Garten sah ich unter anderen Bäumen
einige, welche zahlreich und groß waren, und welche da blühten.
3. Ihr Geruch gut und kräftig und ihr Aussehen verschieden und schön. Der
Baum der Erkenntnis war auch da, durch welchen Jeder, der davon ißt, mit
großer Weisheit begabt wird.
4. Er war ähnlich einer Art Tamarinde, und trug Frucht, welche äußerst
feinen Trauben glich, und sein Wohlgeruch erstreckte sich bis zu einer
beträchtlichen Entfernung. Ich rief aus: Wie schön ist dieser Baum, und wie
ergötzlich ist sein Anblick!
5. Darauf antwortete der heilige Raphael, ein Engel, welcher bei mir war,
und sagte: Dies ist der Baum der Erkenntnis, von welchem aßen dein alter
Vater und deine verwitwete Mutter, welche vor dir waren, und welche
Erkenntnis empfingen, indem ihre Augen geöffnet wurden, und sie sahen, daß
sie nackt waren, aber aus dem Garten vertrieben wurden.


Kap. 32

1. Von da ging ich weiter gegen die Enden der Erde, wo ich große Tiere sah,
verschieden voneinander, und Vögel, verschieden in ihren Ansehen und der
Gestalt, auch mit Gesängen von verschiedenen Tönen.
2. Gegen Osten dieser Tiere nahm ich wahr die Enden der Erde, wo der Himmel
aufhörte. Die Pforten des Himmels standen offen und ich sah die himmlischen
Sterne herauskommen. Ich zählte sie, wie sie heraustraten aus der Pforte,
und schrieb sie alle auf, wie sie herauskamen einer nach dem andern, nach
ihrer Zahl, ihre Namen allzumal, Ihre Zeiten und ihre Jahreszeiten, so wie
der Engel Uriel, welcher bei mir war, sie mir angezeigt hatte.
3. Er zeigte mir alle und verzeichnete sie.
4. Er schrieb auch für mich ihre Namen, ihre Einrichtungen und ihre
Wirkungen nieder.


Kap. 33

1. Von da ging ich gegen Norden, zu den Enden der Erde.
2. Und da sah ich ein großes und herrliches Wunder an den Enden der ganzen
Erde.
3. Ich sah da himmlische Pforten, sich öffnend in den Himmel; drei von ihnen
deutlich getrennt. Die Nordwinde kamen aus ihnen heraus, und wehten Kälte,
Hagel. Frost. Schnee, Tau und Regen.
4. Aus einer der Pforten wehten sie mild, doch wehten sie aus den zwei
(anderen), so geschah es mit Heftigkeit und Gewalt. Sie wehten stark über
die Erde.


Kap. 34

1. Von da ging ich zu den Enden der Welt gegen Westen,
2. wo ich drei offenen Pforten wahrnahm, so wie ich in dem Norden gesehen
hatte; die Pforten und Wege durch sie waren von gleicher Größe.


Kap. 35

1. Alsdann ging ich zu den Enden der Erde gegen Süden, wo ich drei Pforten
sah, offen gegen Süden, aus welchen ausströmte Tau, Regen und Wind.
2. Von da ging ich zu den Enden des Himmels ostwärts, wo ich drei himmlische
Pforten sah, offen gegen Osten, welche innerhalb kleinere Pforten hatten.
Durch jede dieser kleineren Pforten gingen die Sterne des Himmels und liefen
gegen Westen auf einem Pfade, welcher von ihnen gesehen wurde, und dies zu
jeder Zeit.
3. Als ich's sah, pries ich; jeder Zeit pries ich den Herrn der
Herrlichkeit, welcher diese großen und prächtigen Zeichen gemacht hatte,
damit sie entfalten möchten die Pracht seiner Werke den Engeln und den
Seelen der Menschen, und diese verherrlichen möchten alle seine Werke und
Taten, sehen möchten die Wirkung seiner Macht, verherrlichen möchten das
große Werk seiner Hände, und ihn preisen bis in Ewigkeit.


Kap. 37, Sect. VI

1. Das Gesicht, welches er sah, das zweite Gesicht der Weisheit, welches
Henoch sah, der Sohn des Jared, des Sohnes Malaleel, des Sohnes Kanan, des
Sohnes Enos, des Sohnes Seth, des Sohnes Adam.
{Vers 2 bei Charles, Oxford 1893 und bei Uhlig, Gütersloh 1984:} Dies ist
der Anfang des Wortes der Weisheit, welches ich erhielt, zu verkündigen und
zu erzählen denjenigen, welche auf Erden wohnen. Hört von dem Anfange an und
versteht bis zu dem Ende die heiligen Dinge, welche ich ausspreche in der
Gegenwart des Herrn der Geister. Diejenigen, welche zuvor waren, hielten es
für gut, zu sprechen,
2. {Vers 3 bei Charles und bei Uhlig} und laßt uns, welche nachkommen, nicht
verhindern den Anfang der Weisheit. Bis zu der gegenwärtigen Zeit ist
niemals gegeben worden vor dem Herrn der Geister das, was ich erhalten habe,
Weisheit nach der Fähigkeit meiner Einsicht und nach dem Wohlgefallen des
Herrn der Geister das, was mir von ihm ist gegeben worden, ein Teil des
ewigen Lebens,
3. {Vers 4 bei Charles und bei Uhlig} war in hundert und drei Parabeln,
welche ich den Bewohnern der Welt verkündigte.


Kap. 38

1. Erste Parabel. Wenn die Versammlung der Gerechten wird offenbar werden,
und Sünder für ihre Verbrechen gerichtet und bestraft werden in dem
Angesichte der Welt,
2. wenn Gerechtigkeit wird offenbart werden in der Gegenwart der Gerechten
selbst, welche werden auserwählt werden wegen ihrer Werke, gewogen von dem
Herrn der Geister, und wenn das Licht der Gerechten und der Auserwählten,
welche auf Erden wohnen, wird offenbar werden, wo wird die Wohnung der
Sünder sein und wo der Platz des Friedens für diejenigen, welche verworfen
haben den Herrn der Geister? Es würde für sie besser gewesen sein, sie wären
nie geboren worden.
3. Wenn auch die Geheimnisse der Gerechten werden enthüllt werden, dann
werden Sünder gerichtet und gottlose Menschen gequält in der Gegenwart der
Gerechten und der Auserwählten.
4. Von dieser Zeit an werden diejenigen, welche die Erde besitzen, nicht
(mehr) mächtig sein und erhaben. Und nicht sollen sie fähig sein, zu schauen
das Antlitz der Heiligen; denn das Licht des Antlitzes der Heiligen, der
Gerechten und der Auserwählten ist gesehen worden von dem Herrn der Geister.
5. Gleichwohl sollen die mächtigen Könige jener Zeit nicht vernichtet,
sondern in die Hände der Gerechten und der Heiligen geliefert werden.
6. Und nicht sollen sie von der Zeit an Erbauung erhalten von dem Herrn der
Geister, dieweil ihr Leben vollendet sein wird.


Kap. 39

1. In jenen Tagen wird das auserwählte und heilige Geschlecht herabsteigen
von den oberen Himmeln, und ihr Same wird dann bei den Söhnen der Menschen
sein. Henoch empfing Bücher des Zorns und des Grimms, und Bücher der
Verwirrung und Unruhe.
2. Niemals sollen sie Gnade erhalten, sagte der Herr der Geister.
3. Eine Wolke raffte mich dann auf und der Wind hob mich über die Oberfläche
der Erde, und setzte mich an das Ende der Himmel.
4. Da sah ich ein anderes Gesicht, die Wohnung und den Ruheplatz der
Heiligen. Da sahen meine Augen ihre Wohnung bei den Engeln und ihren
Ruheplatz bei den Heiligen. Sie baten, flehten und beteten für die Söhne der
Menschen, während Gerechtigkeit vor ihnen floß gleich Wasser, und Gnade
gleich Tau über die Erde. Und so ist's mit ihnen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
5. Zu jener Zeit sahen meine Augen den Ort der Auserwählten, der Wahrheit,
der Treue und der Gerechtigkeit.
6. Unzählbar wird die Anzahl der Heiligen und der Auserwählten sein in
seiner Gegenwart von Ewigkeit zu Ewigkeit.
7. Ihre Wohnung sah ich unter den Flügeln des Herrn der Geister. Alle die
Heiligen und Auserwählten sangen vor ihm, (welcher) der Erscheinung nach
einer Flamme von Feuer gleich, ihr Mund war voll von Segnungen und ihre
Lippen verherrlichten den Namen des Herrn der Geister, und Gerechtigkeit
(wohnt) unaufhörlich vor ihm.
8. Dort wünschte ich zu bleiben und meine Seele sehnte sich nach dieser
Wohnung. Dort war mein Teil zuvor, denn so war es bestimmt worden über mich
vor dem Herrn der Geister.
10. Diesen Platz betrachteten meine Augen lange. Ich pries und sagte:
Gepriesen sei Er, gepriesen von dem Anfange bis in Ewigkeit. Im Anfange, ehe
die Welt erschaffen war, und ohne Ende ist sein Wissen.
11. Was ist diese Welt! Von jedem vorhandenen Geschlecht sollen dich preisen
diejenigen, welche nicht schlafen, sondern stehen vor deiner Herrlichkeit,
dich preisen, verherrlichen, erheben und sagen: der heilige, heilige Herr
der Geister erfüllt die ganze Welt der Geister.
12. Da sahen meine Augen alle, welche, ohne zu schlafen, vor ihm standen,
ihn priesen und sagten: Gepriesen seist du und gepriesen sei der Name Gottes
von Ewigkeit bis Ewigkeit. Dann verwandelte sich mein Antlitz, bis ich
unfähig wurde zu sehen.


Kap. 40

1. Nach diesem sah ich Tausende von Tausenden und Myriaden von Myriaden, und
eine unendliche Zahl Volkes vor dem Herrn der Geister stehen.
2. Auch auf den vier Flügeln des Herrn der Geister, auf den vier Seiten nahm
ich andere, außer denjenigen wahr, welche (vor ihm) standen. Auch ihre Namen
weiß ich, dieweil der Engel, welcher bei mir ging, sie mir verkündigte, und
mir jedes Geheimnis entdeckte.
3. Alsdann hörte ich die Stimmen derer auf den vier Seiten den Herrn der
Herrlichkeit erheben.
4. Die erste Stimme pries den Herrn der Geister von Ewigkeit zu Ewigkeit.
5. Die zweite Stimme hörte ich preisen den Auserwählten und die
Auserwählten, welche gemartert werden um des Herrn der Geister willen.
6. Die dritte Stimme hörte ich bitten und beten für diejenigen, welche auf
Erden wohnen und anflehen den Namen des Herrn der Geister.
7. Die vierte Stimme hörte ich austreiben die bösen Engel und sie verhindern
zu treten in die Gegenwart des Herrn der Geister, damit sie nicht Klagen
erheben gegen die Bewohner der Erde.
8. Nach diesem ersuchte ich den Engel des Friedens, welcher mit mir ging,
alles zu erklären, was verborgen war. Ich sagte zu ihm: Wer sind diese,
(welche) ich gesehen habe auf den vier Seiten, und deren Worte ich gehört
und aufgeschrieben habe? Er versetzte: Der erste ist der barmherzige, der
geduldige, der heilige Michael.
9. Der zweite ist der, welcher (gesetzt) über jedes Leiden und jede Wunde
der Menschensöhne, der heilige Raphael. Der dritte, welcher (gesetzt) über
alles, was mächtig ist, ist Gabriel. Und der vierte, welcher (gesetzt) ist
über Reue und die Hoffnung derjenigen, welche ewiges Leben erben werden, ist
Phanuel. Dieses sind die vier Stimmen, welche ich zu jener Zeit hörte.


Kap. 41

1. Nach diesem sah ich die Geheimnisse der Himmel und des Himmelreiches je
nach seinen Abteilungen und der Werke der Menschen, wie sie sie dort wägen
und auf Waagen. Ich sah die Wohnungen der Auserwählten und die Wohnungen der
Heiligen. Und dann sahen meine Augen alle die Sünder, welche verleugneten
den Herrn der Herrlichkeit, und welche sie austrieben von dort, und
hinwegschleppten, als sie (dort) standen, weil Strafe gegen sie von dem
Herrn der Geister (früher) nicht ergangen war.
2. Da sahen meine Augen auch die Geheimnisse des Blitzes und des Donners,
und die Geheimnisse der Winde, wie sie verteilt werden, wenn sie wehen über
die Erde, die Geheimnisse der Winde, des Taues und der Wolken. Da nahm ich
wahr die Stelle, von welcher sie ausströmten, und gesättigt wurden mit dem
Staube der Erde.
3. Dann sah ich die verschlossenen Behältnisse, von welchen aus die Winde
getrennt wurden, das Behältnis des Hagels, das Behältnis des Schnees, das
Behältnis der Wolken, und die Wolke selbst, (welche) beständig über die Erde
schwebte vor der Welt.
4. Ich sah auch die Behältnisse des Mondes, von wannen sie kamen, wohin sie
liefen, ihre herrliche Rückkehr, und wie einer glänzender wurde als der
andere, ihren prächtigen Lauf, ihren unveränderlichen Lauf, ihren getrennten
und unverringerten Lauf, ihre Beobachtung einer gegenseitigen Treue nach
einem Eide, bei welchem sie blieben, ihr Fortschreiten vor der Sonne und
ihre Anhänglichkeit an ihren Pfad im Gehorsam gegen den Befehl des Herrn der
Geister. Mächtig ist sein Name von Ewigkeit zu Ewigkeit.
5. Nach diesem wurde der Pfad des Mondes, der verborgene wie der sichtbare,
eben sowohl als der Fortgang seines Pfades bei Tage und bei Nacht vollendet,
während jeder, einer wie der andere, nach dem Herrn der Geister sah,
erhebend und lobpreisend ohne Aufhören, sintemal Lobpreisen für sie Ruhe
ist; aber in der glänzenden Sonne ist ein häufiges Wandeln zu Segen und zu
Fluch.
6. Der Lauf des Mondpfades ist für die Gerechten Licht, aber für die Sünder
ist er Finsternis, in dem Namen des Herrn der Geister, welcher schuf (eine
Trennung) zwischen Licht und Finsternis, und trennte die Geister der
Menschen, und stärkte die Geister der Gerechten selbst in dem Namen seiner
Gerechtigkeit.
7. Und nicht kommt (ihnen) zuvor der Engel und nicht ist er begabt mit der
Macht, (ihnen) zuvor zu kommen; denn der Richter sieht sie alle und richtet
sie alle selbst in seiner Gegenwart.


Kap. 42

1. Die Weisheit fand keinen Platz, wo sie wohnen konnte; ihre Wohnung ist
deshalb im Himmel.
2. Die Weisheit trat hervor, um zu wohnen unter den Söhnen der Menschen,
doch sie erhielt keine Wohnung. Die Weisheit kehrte zurück an ihren Platz
und setzte sich in die Mitte der Engel. Aber die Ungerechtigkeit trat hervor
nach ihrer Rückkehr, welche wider Willen (eine Wohnung) fand, und wohnte
unter ihnen, wie Regen in der Wüste und wie Tau in einem durstigen Lande.


Kap. 43

1. Ich schaute einen anderen Glanz und die Sterne des Himmels. Ich bemerkte,
daß er sie alle bei ihren einzelnen Namen rief, und daß sie hörten. Auf
einer gerechten Waage, sah ich, daß er auswog nach ihrem Lichte die Weite
ihrer Räume und den Tag ihres Erscheinens und ihre Umkehr. Glanz brachte
Glanz hervor, und ihre Umkehr (war) zu der Zahl der Engel und der Getreuen.
2. Alsdann fragte ich den Engel, welcher mit mir ging und mir geheime Dinge
erklärte, wer die wären. Er antwortete: Ein Gleichnis von diesen hat dir der
Herr der Geier gezeigt. Es sind die Personen der Gerechten, welche auf der
Erde wohnen, und welche glauben an den Namen des Herrn der Geister von
Ewigkeit bis zu Ewigkeit.


Kap. 44

Auch ein anderes Ding sah ich in Betreff des Glanzes; daß er ausgeht von den
Sternen und Glanz wird, unfähig sie zu verlassen.


Kap. 45, Sect. VII

1. Zweite Parabel über diejenigen, welche leugnen den Namen der Wohnung der
Heiligen und des Herrn der Geister.
2. In den Himmel werden sie nicht hinaufsteigen, auch werden sie nicht
kommen auf die Erde. Dies wird der Teil der Sünder sein, welche verleugnen
den Namen des Herrn der Geister und welche so aufbewahrt werden für den Tag
der Strafe und der Qual.
3. An diesem Tage wird der Auserwählte sitzen auf einem Throne der
Herrlichkeit, und wird bestimmen ihren Zustand und die unzähligen Wohnungen
(während ihre Geister in ihnen gestärkt werden, wenn sie schauen meinen
Auserwählten) für diejenigen, welche Schutzes halber geflohen sind zu meinem
heiligen und herrlichen Namen.
4. An diesem Tage will ich meinen Auserwählten wohnen lassen in ihrer Mitte,
will verändern den Himmel, will segnen ihn und erleuchten ihn für immer.
5. Ich will auch verändern die Erde, will segnen sie, und diejenigen, welche
ich auserwählt habe, wohnen lassen auf ihr. Aber diejenigen, welche Sünde
begangen haben und Ungerechtigkeit, sollen sie nicht betreten; denn ich habe
sie gesehen. Meine Gerechten will ich sättigen mit Frieden und sie vor mich
stellen, aber die Verdammung der Sünder soll heranrücken, damit ich sie
vernichte von der Oberfläche der Erde.


Kap. 46

1. Da sah ich das Haupt der Tage, dessen Haupt weiß wie Wolle war, und mit
ihm einen anderen, dessen Antlitz dem des Menschen glich. Sein Antlitz war
voll Anmut, gleich einem der heiligen Engel. Alsdann fragte ich einen der
Engel, welcher mit mir ging, und welcher mir jedes Geheimnis zeigte in
Betreff dieses Menschensohnes: wer er sei, woher er sei, und warum er das
Haupt der Tage begleite.
2. Er antwortete und sagte zu mir: Dies ist der Menschensohn, dem
Gerechtigkeit ist, bei welchem Gerechtigkeit gewohnt hat, und welcher
offenbaren wird alle Schätze dessen, was verborgen ist; denn der Herr der
Geister hat ihn erkoren, und sein Teil hat alles übertroffen vor dem Herrn
der Geister in ewiger Rechtschaffenheit.
3. Dieser Menschensohn, welchen du siehst, wird erregen die Könige und die
Mächtigen von ihren Lagern, und die Gewaltigen von ihren Thronen, wird lösen
die Zäume der Mächtigen und in Stücke brechen die Zähne der Sünder.
4. Er wird stoßen die Könige von ihren Thronen und ihren Herrschaften, weil
sie ihn nicht erheben und preisen wollen, noch sich beugen (vor dem), durch
welchen ihre Königreiche ihnen verliehen wurden. Auch das Antlitz der
Mächtigen wird er niederschlagen und sie mit Verwirrung erfüllen. Finsternis
wird ihre Wohnung sein, und Würmer werden ihr Bett sein, und nicht sollen
sie von ihrem Bette wieder aufzustehen hoffen, weil sie nicht erhoben den
Namen des Herrn der Geister.
5. Sie werden verachten die Sterne des Himmels, werden erheben ihre Hände
gegen den Allerhöchsten, werden betreten und bewohnen die Erde, indem sie
zeigen alle ihre Werke der Ungerechtigkeit, ja ihre Werke der
Ungerechtigkeit. Ihre Stärke wird sein in ihrem Reichtum und ihr Glaube an
die Götter, welche sie gemacht haben mit ihren eigenen Händen. Sie werden
leugnen den Namen des Herrn der Geister und werden ihn austreiben aus ihren
Tempeln, in welchen sie sich versammeln,
6. und die Getreuen, welche dulden in dem Namen des Herrn der Geister.


Kap. 47

1. An diesem Tage wird das Gebet der Heiligen und der Gerechten und das Blut
der Gerechten hinaufsteigen von der Erde in die Gegenwart des Herrn der
Geister.
2. An diesem Tage werden die Heiligen sich versammeln, welche wohnen über
den Himmeln, und mit vereinter Stimme bitten, flehen, preisen, loben und
rühmen den Namen des Herrn der Geister, wegen des Blutes der Gerechten,
welches ist vergossen worden, auf daß das Gebet der Gerechten nicht möge
unterbrochen werden vor dem Herrn der Geister, daß er ihretwegen wolle
vollziehen Gericht, und daß seine Geduld nicht möge dauern für immer.
3. Zu dieser Zeit sah ich das Haupt der Tage, während es saß auf dem Throne
seiner Herrlichkeit; das Buch des Lebens ward geöffnet in seiner Gegenwart,
und alle die Mächte, welche über den Himmeln waren, standen um und vor ihm.
4. Alsdann waren die Herzen der Heiligen voll von Freude, weil die
Vollendung der Gerechtigkeit gekommen, das Flehen der Heiligen erhört und
das Blut der Gerechten gewürdigt war von dem Herrn der Geister.


Kap. 48 a

1. An diesem Platze sah ich einen Born der Gerechtigkeit, welcher niemals
Mangel hatte, umgeben von vielen Quellen der Weisheit. Aus diesen tranken
alle Durstigen, und wurden erfüllt mit Weisheit, und hatten ihre Wohnung bei
den Gerechten, den Auserwählten und den Heiligen.
2. In dieser Stunde wurde dieser Menschensohn angerufen bei dem Herrn der
Geister und sein Name in Gegenwart des Hauptes der Tage.
3. Bevor die Sonne und die Zeichen geschaffen waren, bevor die Sterne des
Himmels gebildet waren, wurde sein Name angerufen in der Gegenwart des Herrn
der Geister. Eine Stütze wird er sein den Gerechten und den Heiligen, auf
welche sie sich lehnen, ohne zu fallen, und er wird sein das Licht der
Völker.
4. Er wird sein die Hoffnung derer, deren Herzen in Unruhe sind. Alle,
welche wohnen auf Erden, werden niederfallen und anbeten vor ihm; werden
rühmen und verherrlichen ihn, und Loblieder singen dem Namen des Herrn der
Geister.
5. Deshalb war der Auserwählte und der Verborgene in seiner Gegenwart, ehe
die Welt geschaffen wurde und immerdar
6. in seiner Gegenwart und hat enthüllt den Heiligen und den Gerechten die
Weisheit des Herrn der Geister.
7. Denn in seinem Namen sollen sie bewahrt werden, und sein Wille wird ihr
Leben sein. In jenen Tagen sollen die Könige der Erde und die mächtigen
Menschen, welche die Welt gewonnen haben durch das Werk ihrer Hände, niedrig
werden im Ansehen.
8. Denn an dem Tage ihrer Angst und Unruhe sollen ihre Seelen nicht gerettet
werden, und in den Händen derer (sein), welche ich erwählt habe.
9. Ich will sie wie Heu in das Feuer werfen und wie Blei in das Wasser. So
sollen sie brennen in der Gegenwart der Gerechten und sinken in der
Gegenwart der Heiligen, und nicht soll ein zehnter Teil von ihnen gefunden
werden.
10. Aber an dem Tage ihrer Unruhe wird Ruhe sein auf Erden.
11. In seiner Gegenwart werden sie fallen und sich nicht wieder erheben, und
es wird keiner da sein, der sie aus seinen Händen nähme und sie aufhöbe;
denn sie haben verleugnet den Herrn der Geister und seinen Messias. Der Name
des Herrn der Geister sei gepriesen!


Kap. 48 b

1. Weisheit ist ausgegossen gleich Wasser und Herrlichkeit hört nicht auf
vor ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit; denn mächtig ist er in allen Geheimnissen
der Gerechtigkeit.
2. Aber Ungerechtigkeit vergeht wie ein Schatten und hat keinen festen
Stand; denn der Auserwählte steht vor dem Herrn der Geister und seine
Herrlichkeit ist von Ewigkeit zu Ewigkeit und seine Macht von Geschlecht zu
Geschlecht.
3. Bei ihm wohnt der Geist der verständigen Weisheit, der Geist der
Erkenntnis und der Macht, und der Geist derer, welche schlafen in
Gerechtigkeit; er wird richten das Verborgene.
4. Und niemand wird im Imstande sein, ein einziges Wort vor ihm
auszusprechen; denn der Auserwählte ist in der Gegenwart des Herrn der
Geister nach seinem eignen Wohlgefallen.


Kap. 49

1. An jenen Tagen werden die Heiligen und die Auserwählten eine Veränderung
erleiden. Das Licht des Tages wird auf ihnen ruhen, und der Glanz und die
Herrlichkeit der Heiligen wird verändert werden.
2. An dem Tage der Trübsal werden Übel aufgehäuft werden über die Sünder,
aber die Gerechten werden triumphieren in dem Namen des Herrn der Geister.
3. Anderen wird gezeigt werden, daß sie bereuen müssen und verlassen die
Werke ihrer Hände, und daß sie nicht Ruhm erwarte in der Gegenwart des Herrn
der Geister, daß sie jedoch durch seinen Namen mögen errettet werden. Der
Herr der Geister wird Mitleiden haben mit ihnen; denn groß ist seine Gnade,
und Gerechtigkeit ist in seinem Gericht, und in der Gegenwart seiner
Herrlichkeit, und nicht wird stehen in seinem Gericht Ungerechtigkeit. Wer
nicht bereut vor ihm, der wird untergehen.
4. Fortan will ich nicht gnädig sein gegen sie, sagte der Herr der Geister.


Kap. 50

1. In jenen Tagen soll die Erde ausliefern aus ihrem Schoße, und die
Unterwelt ausliefern aus dem ihrigen das, was sie erhalten hat, und der
Abgrund soll wiedergeben das, was er schuldig ist.
2. Er wird ausscheiden die Gerechten und Heiligen aus ihnen; denn der Tag
ihrer Erlösung ist herbeigekommen.
3. Und an jenen Tagen wird der Auserwählte sitzen auf seinem Throne, während
jegliches Geheimnis der verständigen Weisheit hervorgehen wird aus seinem
Munde; denn der Herr der Geister hat ihn begabt und verherrlicht.
4. An jenen Tagen werden die Berge springen wie Widder, und die Hügel hüpfen
wie junge Schafe, gesättigt mit Milch, und alle (die Gerechten) werden zu
Engeln im Himmel.
5. Ihr Antlitz wird glänzen vor Freude; denn an jenen Tagen wird der
Auserwählte erhoben werden. Die Erde wird sich freuen, die Gerechten werden
sie bewohnen und die Auserwählten auf ihr gehen und wandeln.


Kap. 51

1. Nach dieser Zeit wurde ich an der Stelle, wo ich jedes geheime Gesicht
gesehen hatte, in einem Wirbelwinde aufgerafft und gegen Westen fortgeführt.
2. Da sahen meine Augen die Geheimnisse des Himmels, und alles, was auf
Erden war, einen Berg von Eisen, einen Berg von Kupfer, einen Berg von
Silber, einen Berg von Gold, einen Berg von flüssigem Metall und einen Berg
von Blei.
3. Und ich fragte den Engel, welcher mit mir ging, und sagte: Was sind diese
Dinge, welche ich im Geheimen sehe?
4. Er sagte: Alle diese Dinge, welche Du siehst, sollen für die Herrschaft
des Messias sein, damit er herrsche und mächtig sei auf Erden.
5. Und dieser Engel des Friedens antwortete mir und sagte: Warte nur eine
kurze Zeit, und du wirst sehen, und jedes geheime Ding, was der Herr der
Geister beschlossen hat, wird dir enthüllt werden. Jene Berge, welche du
gesehen hast, den Berg von Eisen, den Berg von Kupfer, den Berg von Silber,
den Berg von Gold, den Berg von flüssigem Metall und den Berg von Blei, alle
diese werden in der Gegenwart des Auserwählten wie Honigseim vor dem Feuer
sein, und gleich Wasser herabfließen oben von diesen Bergen herab, und
werden entkräftet werden vor seinen Füßen.
6. An jenen Tagen werden sie nicht errettet werden durch Gold und durch
Silber.
7. Und nicht werden sie es in ihrer Gewalt haben, sich zu schützen und zu
fliehen.
8. Da wird es weder Eisen geben zu Waffen, noch einen Panzer für die Brust.
9. Erz wird nutzlos sein, nutzlos auch das, was weder rostet, noch sich
abzehrt, und Blei wird nicht begehrt werden.
10. Alle diese Dinge werden verworfen werden und untergehen von der Erde,
wenn der Auserwählte erscheinen wird in der Gegenwart des Herrn der Geister.


Kap. 52

1. Da sahen meine Augen ein tiefes Tal, und weit war sein Eingang.
2. Alle, welche auf dem Lande, auf dem Meere und auf Inseln wohnen, werden
zu demselben Gaben, Geschenke und Opfer bringen; dennoch wird dieses tiefe
Tal nicht voll werden. (Doch) ihre Hände werden Ungerechtigkeit begehen.
Alles, was sie hervorbringen durch Arbeit, werden die Sünder verschlingen
mit Verbrechen. Aber sie werden umkommen von dem Angesichte des Herrn der
Geister, und von der Oberfläche seiner Erde hinweg. Sie werden aufstehen und
nicht fehlen von Ewigkeit bis Ewigkeit.
3. Ich sah die Engel der Strafe, welche (dort) wohnten und jedes Werkzeug
des Satans bereiteten.
4. Alsdann fragte ich den Engel des Friedens, welcher mit mir ging, für wen
diese Werkzeuge zubereitet würden.
5. Er sagte: Diese bereiten sie für die Könige und Mächtigen der Erde, damit
sie dadurch umkommen,
6. wonach das gerechte und auserwählte Haus seiner Versammlung erscheinen
soll, fortan unveränderlich, in dem Namen des Herrn der Geister.
7. Und nicht werden jene Berge sein in seiner Gegenwart wie die Erde und die
Hügel, (sondern) wie die Quellen des Wassers. Und die Gerechten sollen frei
werden von der Plage der Sünder.


Kap. 53

1. Alsdann sah und wendete ich mich zu einem anderen Teile der Erde, wo ich
ein tiefes Tal mit Feuer brennen sah.
2. Zu diesem Tale brachten sie Regenten und die Mächtigen.
3. Und da sahen meine Augen die Werkzeuge, welche sie machten, Fesseln von
Eisen, welches ohne Schwere war.
4. Alsdann fragte ich den Engel des Friedens, welcher mit mir ging, und
sagte: Für wen werden diese Fesseln und Werkzeuge bereitet?
5. Er versetzte: Diese werden bereitet für die Scharen des Azazeel, damit
sie überliefert und verurteilt werden mögen zur tiefsten Verdammnis, und
damit ihre Engel mit scharfen Steinen überwältigt werden mögen, wie der Herr
der Geister befohlen hat.
6. Michael und Gabriel., Raphael und Phanuel werden gestärkt werden an
diesem Tage und werden sie dann werfen in einen Ofen von loderndem Feuer,
damit der Herr der Geister gerächt werde an ihnen für ihre Verbrechen, weil
sie Diener des Satans wurden, und diejenigen verführten, welche auf Erden
wohnen.
7. An jenen Tagen wird Strafe ergehen von dem Herrn der Geister, und die
Behältnisse von Wasser, welche über den Himmeln sind, werden sich öffnen,
und auch die Quellen, welche unter den Himmeln und unter der Erde sind.
8. Alle Wasser, welche in den Himmeln und über ihnen sind, werden sich mit
einander mischen.
9. Das Wasser, welches über dem Himmel ist, wird der Mann sein,
10. und das Wasser, welches unter der Erde ist, wird das Weib sein, und alle
werden vernichtet werden, welche auf Erden wohnen, und welche unter den
Enden des Himmels wohnen.
11. Hierdurch sollen sie einsehen lernen die Ungerechtigkeit, welche sie
begangen haben auf Erden, und hierdurch sollen sie umkommen.


Kap. 54

1. Nachher gereute es das Haupt der Tage und es sprach: Umsonst habe ich
alle Bewohner der Erde vernichtet.
2. Und es schwor bei seinem großen Namen: Fortan will ich nicht also handeln
gegen alle diejenigen, welche auf Erden wohnen;
3. sondern ich will ein Zeichen in die Himmel stellen, und es soll Treue
sein zwischen mir und ihnen immerdar, so lange als die Tage des Himmels und
der Erde dauern auf der Erde.
4. Darnach wird gemäß diesem meinem Beschluß, wenn ich mich bestimmt haben
werde, sie hinwegzunehmen unversehens, durch die Wirksamkeit der Engel, an
dem Tage der Qual und Unruhe, mein Zorn und meine Strafe bleiben auf ihnen,
meine Strafe und mein Zorn, sagt Gott, der Herr der Geister.
5. O ihr Könige, o ihr Mächtigen, die ihr bewohnt die Welt, ihr werdet
meinen Auserwählten sitzen sehen auf dem Throne meiner Herrlichkeit. Und er
wird richten Azazeel, alle seine Genossen, und alle seine Scharen, in dem
Namen des Herrn der Geister.
6. Dort sah ich auch Scharen von Engeln, welche sich bewegten in Strafe,
eingeschlossen in ein Netzwerk von Eisen und Erz. Alsdann fragte ich den
Engel des Friedens, welcher mit mir wandelte: zu wem gehen diese in Verhaft?
7. Er sagte: Zu jedem ihrer Erkorenen und ihrer Geliebten, auf daß sie
geworfen werden in die Quellen und tiefen Schluchten des Tales.
8. Und dieses Tal wird angefüllt werden mit ihren Erkorenen und Geliebten,
für welche die Tage des Lebens vollendet, aber die Tage ihres Fehltritts
unzählbar sein werden.
9. Alsdann werden Fürsten sich mit einander verbinden und verschwören. Die
Häupter des Morgenlandes unter den Parthern und Medern werden Könige
absetzen, in welche ein Geist der Bestürzung dringen wird. Sie werden sie
von ihren Thronen stürzen, und springen wie Löwen aus ihren Dickichten, und
wie hungrige Wölfe mitten in die Herde.
10. Sie werden hinaufgehen und treten auf das Land ihrer Auserwählten. Das
Land ihrer Auserwählten wird vor ihnen sein. Die Dreschtenne, der Pfad und
die Stadt meines Gerechten wird verhindern ihre Rosse. Sie werden aufstehen,
einander zu vernichten; ihre rechte Hand wird gestärkt werden, und nicht
wird ein Mensch seinen Freund anerkennen oder seinen Bruder,
11. noch der Sohn seinen Vater und seine Mutter, bis die Zahl der toten
Körper (voll) sein wird durch ihren Tod und Strafe. Und dies wird nicht
geschehen ohne Ursache.
12. An jenen Tagen wird der Mund der Hölle sich öffnen, in welchen sie
werden hinabgestoßen werden; die Hölle wird vernichten und verschlingen die
Sünder aus dem Antlitze der Auserwählten.


Kap. 55

1. Nachdem sah ich eine andere Schar von Wagen mit Männern, welche auf ihnen
fuhren.
2. Und sie kamen auf dem Winde von Osten, von Westen und von Süden.
3. Der Schall der Geräusches ihrer Wagen wurde gehört.
4. Und als diese Bewegung statt fand, nahmen die Heiligen aus dem Himmel sie
wahr; der Pfeiler der Erde wurde erschüttert von seinem Grunde, und der
Schall wurde gehört von den Enden der Erde bis zu den Enden des Himmels zur
selben Zeit.
5. Alsdann fielen die alle nieder und beteten an den Herrn der Geister.
6. Dies ist das Ende der zweiten Parabel.


[Title page of second volume:]

Das
Buch Henoch

in

vollständiger Übersetzung mit fortlaufendem
Kommentar, ausführlicher Einleitung
und erläuternden Exkursen

von
Dr. Andr. Gottl. Hoffmann,

drittem ordentl. öffentl. Professor der Theologie an der
Universität zu Jena
__________________
Zweite Abteilung. Übersetzung
und Kommentar zu Kap. 56 - 105, nebst Exkursen
__________________
Mit 2 Holzschnitten
__________________
Jena
in der Croeker'schen Buchhandlung
1833

[end of title page second volume]


Kap. 56, Sect. IX

1. Ich fing nun an auszusprechen die dritte Parabel über die Gerechten und
über die Auserwählten.
2. Heil euch, ihr Gerechten und Auserwählten; denn herrlich ist euer Los.
3. Und die Gerechten werden in dem Lichte der Sonne sein, und die
Auserwählten in dem Lichte des ewigen Lebens; kein Ende werden die Tage
ihres Lebens haben, und den Heiligen werden die Tage nicht gezählt werden,
und sie werden Licht suchen und Gerechtigkeit erlangen bei dem Herrn der
Geister.
4. Friede sei bei den Gerechten bei dem Herrn der Welt!
5. Und fortan wird man sagen, daß sie im Himmel suchen die Geheimnisse der
Gerechtigkeit, den Anteil der Treue; denn sie sind hervorgetreten gleich der
Sonne über die Erde, und Finsternis ist verschwunden. Und Licht, welches
kein Ende hat, wird sein, und Zählung der Tage werden sie nicht unternehmen;
denn zuvor wird vernichtet Finsternis, und Licht wird stark werden vor dem
Herrn der Geister. Und das Licht der Rechtschaffenheit wird stark werden
immerdar vor dem Herrn der Geister, [im 365sten Jahre von dem Jahre Henochs
des Propheten und von der Geburt Lamechs im 36sten].


Kap. 57

1. In diesen Tagen sahen meine Augen die Geheimnisse der Blitze und der
Strahlen, und ihr Gericht.
2. Sie leuchten zum Segen und zum Fluch, nach dem Willen des Herrn der
Geister.
3. Und da sah ich die Geheimnisse der Donner, wenn es schmettert oben im
Himmel, und ihr Schall gehört wird.
4. Und die Wohnungen der Erde wurden mir gezeigt. Der Schall des Donners ist
zum Frieden und zum Segen, aber auch zum Fluch, nach dem Worte des Herrn der
Geister.
5. Alsdann wurden alle Geheimnisse der Strahlen und Blitze von mir gesehen.
Zum Segen und zur Sättigung leuchten sie.


Kap. 58

1. Und es sprach zu mir ein anderer Engel, welcher mit mir ging,
2. und er zeigte mir die Geheimnisse, die ersten und letzten, im Himmel in
der Höhe oben, und auf der Erde in der Tiefe,
3. und an den Enden des Himmels, und in der Grundlage des Himmels und in dem
Behältnis der Winde,
4. und wie geteilt wurden die Geister, und wie man wog, und wie gezählt
wurden die Quellen und die Winde nach der Kraft des Geistes,
5. und die Kraft der Lichter des Mondes, und daß (es) Kraft der
Gerechtigkeit (ist), und die Abteilungen der Sterne, ihre einzelnen Namen,
6. und jeden Anteil, (der) zugeteilt ist, und die Donner in ihrem
Herabfallen, und jeden Anteil, welcher zugeteilt ist, daß es blitze mit dem
Blitze,
7. und daß ihre Heere schnell gehorchen; denn der Donner hat einen
Ruhepunkt, mit Beharrlichkeit seines Schalles ist er begabt. Und nicht sind
getrennt Donner und Blitz, nicht als eins im Geiste gehen sie beide; doch
sind sie auch nicht getrennt.
8. Denn wenn der Blitz blitzt, gibt der Donner seinen Schall, und der Geist
ruht seine Zeit, und gleich teilt er zwischen ihnen; denn der Vorrat ihrer
Zeiten ist wie Sand, und die einzelnen von ihnen werden zu seiner Zeit mit
einem Zaume zurückgehalten, und zurückgewendet durch die Kraft des Geistes;
so erfolgt Forttreibung, gemäß der Menge der Länder der Erde.
9. Auch der Geist des Meeres ist mächtig und stark, und gleich wie eine
starke Kraft mit einem Zaume es zurück zieht, so wird es auch vorwärts
getrieben und zerstreut gegen alle Berge der Erde. Der Geist des Reifes ist
sein Engel, der Geist des Hagels ist ein guter Engel und der Geist des
Schnees wegen seiner Stärke; und ein Geist ist in ihm besonderlich, welcher
aufsteigen läßt von ihm wie Rauch, und sein Name ist Kühlung.
10. Und der Geist des Nebels ist nicht vereint mit ihnen in ihren
Behältnissen, sondern er hat ein Behältnis besonders; denn sein Wandel ist
in Glanz, in Licht und in Finsternis, in Winter und in Sommer, und sein
Behältnis ist Licht und sein Engel ist (dort).
12. Der Geist des Taues hat sein Zelt an den Enden des Himmels, und
verbunden ist's mit den Behältnissen des Regens, und sein Wandel ist in
Winter und in Sommer, und seine Wolke und die Wolke des Nebels ist vereinigt
und eine gibt der anderen; und wenn der Geist des Regens sich bewegt von
seinem Behältnis, so kommen Engel und öffnen sein Behältnis und bringen ihn
heraus,
13. und wenn er ausgestreut wird über die ganze Erde, und wenn er sich
verbindet zu jeder Zeit mit dem Wasser in der Erde. Denn das Wasser wird dem
zu Teil, welches in der Erde sich befindet, weil es Nahrung für die Erde von
dem Erhabenen, welcher im Himmel ist.
14. Denn deshalb ist ein Maß im Regen und empfangen ihn die Engel.
15. Dieses alles sah ich bis auf den Garten der Gerechten.


Kap. 59, Sect. X

1. In dem 500sten Jahre, und in dem 7ten Monate, an dem 14ten des Monats,
des Lebens Henochs. In diesem Gleichnis sah ich, daß der Himmel der Himmel
erbebte in gewaltigem Beben und die Mächte des Erhabenen und die Engel,
Tausende von Tausenden und Myriaden von Myriaden waren erregt in großer
Aufregung. Und sogleich sah ich das Haupt der Tage auf dem Throne seiner
Herrlichkeit sitzen, und die Engel und die Gerechten rings um dasselbe
stehen. Und mich selbst ergriff ein gewaltiges Zittern, und Schrecken
erfaßte mich. Und meine Lenden beugten sich und erschlafften, und mein
Ganzes löste sich und ich und ich fiel auf mein Antlitz. Und es sendete mir
den heiligen Michael, einen anderen heiligen Engel, einen von den heiligen
Engeln, und er richtete mich auf.
2. Und als er mich aufgerichtet hatte, kehrte mein Geist zurück; denn ich
vermochte nicht zu ertragen jenes Gesicht der Macht, jene Aufregung selbst
und das Erbeben des Himmels.
3. Und es sagte mir der heilige Michael: Warum erschreckt dich ein solches
Gesicht?
4. Bis heute war der Tag seiner Barmherzigkeit, und er ist barmherzig und
langmütig gewesen gegen die, welche wohnen auf Erden.
5. Aber wenn der Tag kommen wird, und die Macht und die Züchtigung und das
Gericht, welche bereitet hat der Herr der Geister für diejenigen, welche
sich beugen vor dem Gericht der Gerechtigkeit, und für diejenigen, welche
seinen Namen unnütz führen:
6. so ist jener Tag bereitet den Auserwählten zur Vereinigung und den
Sündern zur Prüfung.
7. [Und es werden verteilt werden an jenem Tage zwei Ungeheuer: ein
weibliches Ungeheuer, dessen Name Leviathan, weil es wohnt in der Tiefe des
Meeres über den Quellen der Gewässer;
8. und das männliche hat den Namen Behemoth, welches einnimmt mit seiner
Brust die unsichtbare Wüste,
9. und ihr Name ist Dendajen, gegen Morgen des Gartens, wo die Auserwählten
und die Gerechten weilen werden, und wohin aufgenommen wurde mein Großvater,
welcher der siebente war von Adam, dem ersten der Menschen, welchen der Herr
der Geister gemacht hatte.
10. Und ich bat jenen anderen Engel, mir zu zeigen die Macht jener
Ungeheuer, wie sie getrennt wurden an Einem Tage, und gesetzt wurden eins in
die Tiefe des Meeres, und eins auf die Erde in die Wüste.
11. Und er sagte: Du Menschensohn verlangst hier zu erfahren, was verborgen
ist.]
12. [Und es sprach zu mir der Engel des Friedens, welcher mit mir war: Diese
zwei Ungeheuer sind durch die Größe des Allherrschers bereitet, Speise zu
geben, damit die Züchtigung des Allherrschers nicht vergeblich sei.
13. Und es werden Kinder erschlagen werden mit Müttern und Söhne mit ihren
Vätern.
14. Wenn die Züchtigung des Herrn der Geister ruht auf ihnen, so ruht sie,
damit die Züchtigung des Herrn der Geister nicht vergeblich komme über jene.
Endlich wird Gericht sein nach seiner Barmherzigkeit und nach seiner
Langmut.]


Kap. 60

1. Und ich sah in jenen Tagen, es wurden jenen Engeln lange Schnüre gegeben,
und sie erhoben ihre Flügel und gingen nach Mitternacht zu.
2. Und ich fragte den Engel, indem ich sagte: "Warum nahmen sie jene langen
Schnüre und gingen sie?" Und er sagte mir: "Sie gingen, um zu messen."
3. Und es sagte mir der Engel, welcher mit mir ging: "Dies sind die Maße der
Gerechten, und die Seile der Gerechten werden sie bringen, auf daß sie sich
stützen auf den Namen des Herrn der Geister von Ewigkeit zu Ewigkeit;
4. und es werden anfangen zu wohnen die Auserwählten bei den Auserwählten.
5. Und diese Maße sind's, welche gegeben werden sollen der Treue, und
stärken werden das Wort der Gerechtigkeit;
6. und diese Maße werden enthüllen jegliches Geheime in der Tiefe der Erde,
7. und diejenigen, welche umgekommen sind durch die Wüste, und die, welche
verschlungen worden sind von den Fischen des Meeres und von Tieren, auf daß
sie wiederkehren und sich verlassen auf den Tag des Auserwählten; denn
keiner wird umkommen vor dem Herrn der Geister, und keiner wird umkommen
können."
8. Und es erhielten Macht die oben in den Himmeln allzumal, und Eine Kraft
und Ein Glanz wie Feuer wurde ihnen gegeben.
9. Und ihn voraus, mit der Stimme werden sie ihn preisen, und sie werden ihn
erheben, und ihn rühmen in Weisheit und Weisheit zeigen im Wort und in dem
Geiste des Lebens.
10. Und der Herr der Geister setzte auf den Thron seiner Herrlichkeit den
Auserwählten,
11. und er wird richten alle Werke der Heiligen oben im Himmel, und mit der
Waage wird er wägen ihre Handlungen. Und wenn er erheben wird sein Antlitz,
um zu richten ihre geheimen Wege durch das Wort des Namens des Herrn der
Geister, und ihren Wandel auf dem Wege des gerechten Gerichtes des
Allherrschers, des Erhabenen,
12. so werden sie sprechen allzumal mit Einer Stimme, und preisen, und
rühmen, und erheben und loben im Namen des Herrn der Geister.
13. Und er wird rufen alle Mächte der Himmel, alle Heiligen oben und die
Starken des Allherrschers. Die Cherubs, die Seraphs und die Ophanin, und
alle Engel der Macht und alle Engel der Herrschaften, und der Auserwählte
und die anderen Mächte, welche auf der Erde über dem Wasser an jenem Tage,
14. werden erheben Eine Stimme, und preisen, und rühmen, und loben und
erheben mit dem Geiste der Treue, und mit dem Geiste der Weisheit und der
Geduld, und mit dem Geiste der Barmherzigkeit, und mit dem Geiste des
Gerichts und des Friedens und mit dem Geiste der Güte; und sie werden alle
sagen mit Einer Stimme: "Gepriesen sei er, und gepriesen sei der Name des
Herrn der Geister in Ewigkeit und bis zu Ewigkeit." Preisen werden ihn alle
die, welche nicht schlafen, oben im Himmel.
15. Preisen werden ihn alle seine Heiligen, welche im Himmel, und alle
Auserwählten, welche wohnen in dem Garten des Lebens, und alle Geister des
Lichtes, welche fähig sind zu preisen, und zu rühmen, und zu erheben und zu
loben deinen heiligen Namen; und alles, was Fleisch, was übertrifft die
Macht, wird rühmen und preisen deinen Namen in Ewigkeit.
16. Denn groß ist die Gnade des Herrn der Geister, und langmütig ist er; und
alle seine Werke, und alle seine Macht nach der Größe seines Wirkens hat er
offenbart den Gerechten und den Auserwählten, in dem Namen des Herrn der
Geister.


Kap. 61

1. Und also gebot der Herr den Königen, und den Mächtigen, und den Hohen und
denjenigen, welche die Erde bewohnen, und sprach: "Öffnet euere Augen und
erhebt euere Hörner, wenn ihr fähig seid zu erkennen den Auserwählten!"
2. Und es saß der Herr der Geister auf dem Throne seiner Herrlichkeit,
3. und der Geist der Gerechtigkeit war ausgegossen über ihm.
4. Das Wort seines Mundes wird töten alle Sünder und alle Ungerechten, und
aus seinem Angesicht werden sie vertilgt werden.
5. Und es werden aufstehen an jenem Tage alle Könige, Mächtige und Hohe, und
diejenigen, welche die Erde besitzen, und werden ihn sehen und erkennen, daß
er sitzt auf dem Throne seiner Herrlichkeit, und die Gerechten in
Gerechtigkeit vor ihm gerichtet werden.
6. Und eitles Wort ist's nicht, was gesprochen wird vor ihm.
7. Und es wird über sie kommen Schmerz, gleich dem Weibe, das in Wehen, und
dem es schwer macht die Geburt, und wenn sein Kind zu dem Munde der Mutter
kommt, und es ihm schwer macht im Gebären.
8. Und es wird ansehen ein Teil von ihnen den anderen. Und sie werden
bestürzt sein und ihr Antlitz niederschlagen.
9. Und es wird sie ergreifen Schmerz, wenn sie sehen werden jenen Sohn des
Weibes sitzen auf dem Throne seiner Herrlichkeit.
10. Und ihn werden rühmen und ihn preisen und ihn erheben die Könige, die
Mächtigen und alle die, welche die Erde besitzen, ihn, welcher alles
beherrscht, welcher verborgen war, denn zuvor war verborgen der
Menschensohn, und bewahrte der Erhabene vor seiner Macht, und offenbarte ihn
den Auserwählten.
11. Und er wird säen die Gemeine der Heiligen und der Auserwählten, und vor
ihm werden stehen alle Auserwählte an jenem Tage.
12. Und niederfallen werden alle Könige, Mächtige und Hohe, und diejenigen,
welche die Erde beherrschen, vor ihm auf ihr Antlitz und anbeten.
13. Und sie werden ihre Hoffnung setzen auf jenen Menschensohn, zu ihm
flehen und Gnade erbitten von ihm.
14. Und gelangen lassen wird sie bis zu ihm der Herr der Geister, auf daß
sie eilen und hinweggehen aus seinem Angesicht. Und ihr Antlitz wird erfüllt
sein mit Schande, und Finsternis wird er reichen ihrem Antlitz. Und
ergreifen werden sie die Engel der Strafe, auf daß sie Vergeltung nehmen an
denjenigen, welche bedrücken seine Kinder und seine Auserwählten. Und sie
werden ein Beispiel sein den Gerechten und seinen Auserwählten. Über sie
werden diese sich freuen; denn der Zorn des Herrn der Geister wird auf ihnen
ruhen.
15. Und das Schwert des Herrn der Geister wird trunken sein von ihnen. Aber
die Gerechten und Auserwählten werden unversehrt sein an jenem Tage, und das
Antlitz der Sünder und der Ungerechten werden sie nicht schauen von dieser
Zeit.
16. Und der Herr der Geister wird über ihnen weilen.
17. Und mit jenem Menschensohn werden sie wohnen, und essen, und sich
niederlegen und aufstehen in Ewigkeit zu Ewigkeit.
18. Und aufgestanden sind die Gerechten und Auserwählten von der Erde, und
haben aufgehört, ihre Antlitze niederzuschlagen, und haben sich bekleidet
mit dem Kleide des Lebens. Und dieses wird sein ein Kleid des Lebens bei dem
Herrn der Geister, und eure Kleider werden nicht altern, und eure
Herrlichkeit wird nicht abnehmen vor dem Herrn der Geister.


Kap. 62

1. In jenen Tagen werden bitten die Könige, die Mächtigen und die, welche
die Erde besitzen, von seinen Engeln der Strafe, wohin sie überliefert
worden sind, daß er ihnen gebe ein wenig Ruhe, und (zwar) damit sie
niederfallen und anbeten vor dem Herrn der Geister, und bekennen ihre Sünden
vor ihm.
2. Und sie werden preisen und rühmen ihn, den Herrn der Geister und sagen:
"Gepriesen sei der Herr der Geister, und der Herr der Könige, und der Herr
der Mächtigen, und der Herr der Herren, und der Herr der Herrlichkeit und
der Herr der Weisheit.
3. Er wird ans Licht bringen jedes Geheimnis.
4. Und deine Macht ist von Geschlecht zu Geschlecht, und deine Herrlichkeit
in Ewigkeit zu Ewigkeit.
5. Tief sind alle deine Geheimnisse und ohne Zahl, und deine Gerechtigkeit
hat kein Maß jetzund.
6. Wir haben erkannt, daß wir rühmen und preisen sollen den Herrn der
Könige, und ihn, welcher König ist über alle Könige."
7. Und sie werden sagen: "Wer hat uns Ruhe gegeben, in zu rühmen, und ihn zu
verherrlichen, und ihn zu preisen und zu bekennen vor seiner Herrlichkeit?
8. Und nun ist kurz die Ruhe, welche wir wünschen, aber wir werden (sie)
nicht finden; wir möchten sie erjagen, aber werden (sie) nicht erfassen. Und
Licht ist für immer vor uns verschwunden, und Finsternis sind unsere Throne
in Ewigkeit zu Ewigkeit.
9. Denn vor ihm haben wir nicht bekannt, und wir haben nicht gerühmt im
Namen des Herrn der Könige, und wir haben nicht gerühmt den Herrn in allen
seinen Werken, sondern wir haben vertraut auf das Königtum und unsere
Herrlichkeit.
10. Und an dem Tage unserer Trübsal und unserer Not wird er uns nicht
erlösen, noch werden wir Ruhe erlangen. Wir werden bekennen; weil treu ist
unser Herr in allen seinen Werken, in allen seinen Gerichten und in seiner
Gerechtigkeit.
11. Und auf die Person werden seine Gerichte nicht Rücksicht nehmen, und wir
werden gehen aus seinem Angesicht wegen unserer Taten.
12. Und alle unsere Sünden sind nach Gerechtigkeit gezählt worden."
13. Alsdann werden sie sagen zu sich selbst: "Gesättigt ist unsere Seele mit
dem Reichtum des Unrechts;
14. aber das wendet nicht ab unser Hinabsteigen in die beschwerliche Hitze
der Hölle."
15. Und hierauf wird sich erfüllen ihr Antlitz mit Finsternis und Scham vor
jenem Menschensohn, und aus seinem Angesicht wird man sie vertreiben, und
das Schwert wird bleiben vor seinem Angesicht in ihrer Mitte.
16. Und so sprach der Herr der Geister: "Dies ist der Beschluß gegen sie und
das Gericht der Mächtigen, und der Könige, und der Hohen und derjenigen,
welche die Erde besitzen, vor dem Herrn der Geister."


Kap. 63

Und andere Gesichte sah ich. An jenem geheimen Orte hörte ich die Stimme
eines Engels, welcher sagte: "Dies sind diejenigen Engel, welche
herabstiegen vom Himmel auf die Erde, welche Verborgenes enthüllen den
Menschenkindern, und verführten die Menschenkinder, daß sie Sünde taten."


[Kap. 64, Sect. XI

1. Und in jenen Tagen sah Noah, daß die Erde sich niederbog, und daß nahe
war ihr Untergang.
2. Und er erhob seine Füße von dort und ging bis zu den Enden der Erde, und
zu der Wohnung seines Großvaters Henoch.
3. Und es sprach Noah mit einer traurigen Stimme: "Höre mich! höre mich!
höre mich!" dreimal. Und er sprach zu ihm: "Sage mir, was ist's, das
geschieht auf Erden; denn so ermattet ist die Erde und erschüttert. Gewiß
werde ich untergehen mit ihr."
4. Und nach dieser Zeit war eine große Bewegung auf Erden, und gehört wurde
eine Stimme vom Himmel. Und ich fiel nieder auf mein Angesicht, und es kam
Henoch, mein Großvater, und trat zu mir.
5. Und er sagte mir: "Warum schriest du zu mir mit traurigem Geschrei und
Weinen?
6. Und ein Befehl ist ausgegangen von dem Herrn über die, welche wohnen auf
der Erde, daß es ihr Ende sei; denn sie kennen jedes Geheimnis der Engel,
und jede Bedrückung der Teufel, und alle ihre geheimen Kräfte, und alle
Kräfte derjenigen, welche Zauberei treiben, und die Kräfte der Bindungen,
und die Kräfte derjenigen, welche gießen das Gegossene der ganzen Erde,
7. und wie erzeugt wird das Silber aus dem Staube der Erde, und wie der
Tropfen wird unter der Erde. Denn Blei und Zinn werden nicht erzeugt von der
Erde, so daß sie die erste Quelle wäre, welche sie erzeugte.
8. Und ein Engel, welcher versteht, (ist) darin, und voran kommt dieser
Engel."
9. Und herauf ergriff mich mein Großvater Henoch mit seiner Hand, und sagte
mir: "Gehe; denn ich habe gefragt den Herrn der Geister über diese Bewegung
auf der Erde." Und er sprach zu mir: "Wegen ihres Unrechts sind vollbracht
ihre Gerichte, und zwar ohne Zahl, vor mir, wegen der Monde, welche sie
untersuchten; und sie erkannten, daß die Erde untergehen werde, und
diejenigen, welche auf ihr wohnen. Und für sie wird keine Zuflucht sein in
Ewigkeit;
10. denn sie haben ihnen gezeigt das Geheime. Und diejenigen, welche
gerichtet worden sind, nicht aber für dich, mein Sohn, meint der Herr der
Geister; denn du bist rein und gut, dann tadelst du das Geheime.
11. Und er hat bestätigt deinen Namen in der Mitte der Heiligen, und wird
dich bewachen von denen, welche wohnen auf der Erde. Und er bestätigt deinen
Samen in Gerechtigkeit zu Königen und großer Herrlichkeit, und aus deinem
Samen wird hervorgehen ein Quell der Gerechten und Heiligen, und zwar ohne
Zahl für immer."


Kap. 65

1. Und hierauf zeigte er mir die Engel der Strafe, welche bereit waren, zu
kommen und zu öffnen jegliche Macht des Wassers, das unter der Erde,
2. damit es sei zum Gericht und zum Untergange für alle diejenigen, welche
hausen und wohnen auf der Erde.
3. Und es befahl der Herr der Geister den Engeln, denen, welche ausgehen
werden, nicht aufzunehmen die Männer und zu erhalten;
4. denn jene Engel waren über jeglicher Macht der Wasser. Und ich ging
hinweg von dem Angesichte Henochs.


Kap. 66

1. Und in jenen Tagen war die Stimme des Allherrschers bei mir, und er sagte
zu mir: "Noah, siehe, dein Teil ist heraufgestiegen zu mir, ein Teil, woran
kein Tadel ist, ein Teil der Liebe und der Billigkeit;
2. und nun werden bereiten die Engel Verschlosse, und wenn sie ausgegangen
sind zu diesem Geschäft, werde ich meine Hand darauf legen und ihn erhalten.
3. Und es wird sein hierauf ein Same des Lebens, und eine Umwandlung wird
kommen, damit nicht leer bleibt die Erde. Und ich will bestätigen deinen
Samen vor mir in Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Same derjenigen, welche mit
dir wohnen werden auf der Oberfläche der Erde, wird nichts unternehmen auf
der Oberfläche der Erde, und er wird gesegnet sein und zahlreich werden vor
der Erde, in dem Namen des Herrn."
4. Und sie werden einschließen jene Engel, welche das Unrecht offenbarten,
in jenes brennende Tal, welches mir zuerst zeigte mein Großvater Henoch, in
Westen, wo Berge waren von Gold und Silber, und Eisen, und flüssigem Metall
und Zinn.
5. Und ich sah jenes Tal, in welchem große Bewegung war und sich bewegten
die Wasser.
6. Und als dies alles geschehen war, da erzeugten sich aus jenem Flüssigen
des Feuers und ihrer Bewegung, welche sie bewegte an jenem Orte, ein Geruch
des Schwefels, und er verband sich mit jenen Wassern. Und jenes Tal der
Engel, welche verführten, brannte unter jener Erde.
7. Und zu jenem Tale derselben werden Flüsse von Feuer ausgehen, wohin
diejenigen Engel verurteilt werden sollen, welche verführten die Bewohner
der Erde.
8. Und es werden diese Wasser an jenen Tagen sein den Königen, und den
Mächtigen, und den Hohen und denen, welche bewohnen die Erde, zu Heilung der
Seele und des Leibes, und zum Gericht des Geistes.
9. Und mit Lust wird erfüllt sein ihr Geist, damit sie gerichtet werden in
ihrem Leibe; denn sie verleugneten den Herrn der Geister. Und sie werden ihr
Gericht sehen an jeglichem Tage, aber nicht bekennen seinen Namen.
10. Und so wie groß sein wird die Hitze ihres Leibes, ebenso wird in ihnen
Verwandlung dem Geiste in Ewigkeit zu Ewigkeit.
11. Denn nicht wird vor dem Herrn der Geister das, was ausgesprochen wird,
zum eitlen Worte.
12. Denn kommen wird das Gericht über sie, weil sie vertrauen werden der
Lust ihres Leibes, aber den Geist des Herrn verleugnen.
13. Und jene Wasser, in jenen Tagen erleiden sie Veränderung. Denn wenn
gerichtet werden jene Engel in jenen Tagen, wird sich ändern die Hitze jener
Quellen der Wasser.
14. Und wenn heraufsteigen werden die Engel, wird sich ändern jenes Wasser
der Quellen und erkalten. Und ich hörte den heiligen Michael antworten und
sagen: "Dieses Gericht, wodurch gerichtet werden sollen die Engel, ist ein
Zeuge gegen die Könige, die Mächtigen und diejenigen, welche die Erde
besitzen;
15. denn diese Wasser des Gerichts werden sein zur Heilung der Engel und zur
Tötung ihrer Leiber. Aber sie werden nicht sehen und nicht glauben, daß
verändert werden jene Wasser und Feuer sein werden, welches brennt in
Ewigkeit."


Kap. 67

1. Und hierauf gab mir Nachweisung von allem Geheimen in einem Buche mein
Großvater Henoch, und die Parabeln, welche ihm gegeben worden waren, und er
brachte sie für mich zu den Worten des Buchs der Parabeln.]
2. Und an jenen Tagen antwortete ihm der heilige Michael, indem der sprach
zu Raphael: "Die Macht des Geistes ergreift mich und regt mich auf, und zwar
wegen der Strenge des geheimen Gerichts, des Gerichts der Engel; wer ist,
der vermöchte zu ertragen das strenge Gericht, welches geschah und besteht?
Und sie werden zergehen vor demselben." Und es antwortete abermals und
sprach der heilige Michael zum heiligen Raphael: "Wer ist, der nicht
erweichen ließe sein Herz darüber, und dessen Nieren nicht bewegt würden von
dieser Stimme?
3. Gericht ist ergangen über sie von denjenigen, welche sie herausführten
auf solche Weise." Und es geschah, als er stand vor dem Herrn der Geister,
4. da sprach also der heilige Michael zu Raphael: "Und ich werde nicht für
sie sein bei dem Auge des Herrn; denn der Herr der Geister ist erzürnt gegen
sie, weil sie gleich dem Herrn handeln. Darum wird kommen über sie ein
geheimes Gericht in Ewigkeit zu Ewigkeit.


Kap. 68

1. Und hierauf wird das Gericht sie in Bestürzung setzen und aufregen; denn
dieses zeigten sie denen, welche wohnen auf der Erde."
2. Und siehe die Namen jener Engel! Und dies sind ihre Namen. Der erste
derselben ist Semjâzâ, und der andere Ars'tikif, und der dritte Armên, und
der vierte Kakabâêl, und der fünfte Tur'êl, und der sechste Rum'jâl, und der
siebente Dân'êl, und der achte Nukâêl, und der neunte Berâkêl, und der
zehnte Azâz'êl, der 11te Armers, der 12te Batar'jâl, der 13te Basasâêl, der
14te Anân'êl, der 15te Tur'êl, der 16te Simâtisiêl, der 17te Jetar'êl, der
18te Tumâêl, der 19te Tar'êl, der 20te Rumâêl, der 21te Izêzêêl.
3. Und dies sind die Häupter ihrer Engel, und die Namen der Anführer ihrer
Hunderte, und der Anführer ihrer Fünfzige, und der Anführer ihren Zehner.
4. Der Name des ersten ist Jekun. Und dieser war es, welcher verführte alle
Söhne der heiligen Engel, und sie herabsteigen hieß auf die Erde, und sie
verführte zur Erzeugung von Menschen.
5. Und der zweite Name ist Asb'êl; dieser gab üblen Rat den Söhnen der
heiligen Engel, und verführte sie, zu verderben ihren Leib durch Erzeugung
von Menschen.
6. Und des dritten Name ist Gâderêl; das ist derjenige, welcher zeigte alle
Schläge des Todes den Menschenkindern.
7. Er verführte Eva, und zeigte die Werkzeuge des Todes den Menschenkindern,
und den Schild, und den Panzer, und das Schwert zum Morden, und alle
Werkzeuge des Todes den Menschenkindern.
8. Und aus seiner Hand gingen sie aus über die, welche wohnen auf Erden, von
jener Zeit und in Ewigkeit.
9. Und des vierten Name ist Tênêmue. Dieser zeigte den Menschenkindern
Bitteres und Süßes,
10. und zeigte ihnen alle Geheimnisse ihrer Weisheit.
11. Und er lehrte die Menschen das Schreiben und zwar mit Dinte und Papier.
12. Und deshalb sind zahlreich diejenigen, welche irre gehen, von Ewigkeit
in Ewigkeit und bis auf diesen Tag.
13. Denn nicht geboren wurden die Menschen dazu, so mit Feder und mit Dinte
zu bekräftigen ihre Treue.
14. Denn sie wurden nur geschaffen, gleich Engeln gerecht und rein zu
bleiben.
15. Und der Tod, welcher Alles zerstört, würde nicht getroffen haben
diejenigen,
16. welche durch diese ihre Kenntnis untergehen; und deshalb verzehrt mich
die Macht.
17. Und des fünften Name ist Kasedjâe. Dieser zeigte den Menschenkindern
alle bösen Schläge der Geister und der Dämonen,
18. und die Schläge des Embryo im Mutterschoß, um zu zermalmen, und die
Schläge des Geistes, die Bisse der Schlange, und den Schlag, welcher ist am
Mittage, die Brut der Schlange, deren Name ist Tabâet.
19. Und dies ist die Zahl des Kesbeêl, die Summe des Schwurs, welche er
zeigte den Heiligen, als er wohnte oben in Herrlichkeit,
20. und sein Name ist Bekâ. Und dieser sprach zum heiligen Michael, ihnen zu
zeigen den geheimen Namen, damit sie sähen jenen geheimen Namen, und damit
sie sich erinnerten des Schwurs, damit erzittern möchten vor diesem Namen
und Schwur diejenigen, welche anzeigten den Menschenkindern jegliches
Geheimnis.
21. Und dies ist die Kraft jenes Schwures, denn mächtig ist er und stark.
22. Und er legte diesen Schwur Akâe in die Hand des heiligen Michael.
23. Und dies sind die Geheimnisse dieses Schwurs, und sie wurden bekräftigt
durch seinen Schwur.
24. Und der Himmel wurde aufgehängt, bevor die Welt geschaffen wurde, und
bis in Ewigkeit.
25. Und durch ihn schwebt die Erde über dem Wasser, und aus dem Verborgenen
der Berge kommen den Lebenden die schönen Wasser, von der Schöpfung der Welt
und bis in Ewigkeit.
26. Und durch diesen Schwur wurde geschaffen das Meer und sein Grund.
27. Zur Zeit der Wut legte es jenen Sand, und nicht änderte es sich von der
Schöpfung der Welt und bis in Ewigkeit, und durch diesen Schwur sind die
Abgründe befestigt und stehen, und nicht bewegen sie sich von ihrer Stelle
in Ewigkeit und bis in Ewigkeit.
28. Und durch diesen Schwur vollbringen Sonne und Mond ihren Lauf und
weichen nicht von ihrem Befehl, von Ewigkeit und bis in Ewigkeit.
29. Und durch diesen Schwur vollbringen die Sterne ihren Lauf.
30. Und ihre Namen ruft er und sie antworten ihm von Ewigkeit und bis in
Ewigkeit.
31. Und so (sind) den Wassern ihre Winde, und den Winden und zwar ihnen
allen Geister, und ihre Wege wegen jeder Vereinigung der Geister.
32. Und dort werden erhalten die Behältnisse der Stimme des Donners und der
Glanz des Blitzes.
33. Und dort werden erhalten die Behältnisse des Hagels und des Reifes, die
Behältnisse des Schnees, und die Behältnisse des Regens und des Taues.
34. Und alle diese werden bekennen und loben vor dem Herrn der Geister.
35. Und sie werden rühmen mit aller ihrer Kraft des Dankes, und er nährte
sie in allem diesem Danke, und sie werden loben und rühmen und erheben im
Namen des Herrn der Geister in Ewigkeit zu Ewigkeit.
36. Und über sie bestätigt er diesen Schwur, und sie werden erhalten durch
ihn und ihre Wege werden erhalten, und ihr Lauf läßt nicht nach.
37. Und ihnen wurde große Freude.
38. Und sie priesen, und rühmten, und erhoben, weil ihnen offenbart wurde
der Name jenes Menschensohnes.
39. Und er saß auf dem Throne seiner Herrlichkeit, und der Hauptteil des
Gerichts wurde gegeben ihm, dem Menschensohn. Und er läßt verschwinden und
untergehen die Sünder von der Oberfläche der Erde, und diejenigen, welche
sie verführten, werden in Ewigkeit mit Ketten gebunden werden.
40. Und nach ihrer Stufe der Verdorbenheit werden sie eingekerkert werden,
und alle ihre Werke sollen verschwinden von der Oberfläche der Erde, und
fortan wird nicht dasein ein Verführer; denn jener Mannessohn wurde gesehen
und saß auf dem Thron seiner Herrlichkeit.
41. Und alles Böse wird aus seinem Antlitz verschwinden und weichen, und das
Wort dieses Mannessohnes wird bestätigt werden vor dem Herrn der Geister.
42. Dies ist die dritte Parabel Henochs.


Kap. 69, Sect. XII

1. Und es geschah hierauf, daß erhoben wurde der lebendige Name bei diesem
Menschensohn, bei dem Herrn der Geister, von denen, welche auf der Erde
wohnen.
2. Und er wurde erhoben in die Wagen des Geistes, und es ging aus sein Name
in ihrer Mitte.
3. Und von diesem Tage an wurde ich nicht gezogen in ihre Mitte, sondern er
setzte mich zwischen zwei Geister, zwischen Mitternacht und Abend, wo die
Engel nahmen die Schnüre, um mir zu messen einen Ort für die Auserwählten
und für die Gerechten.
4. Da sah ich die ersten Väter und die Gerechten, welche von Ewigkeit her an
jenem Orte wohnen.


Kap. 70

1. Und es geschah hierauf, daß verborgen wurde mein Geist und aufstieg in
die Himmel. Ich sah die Söhne der Engel treten auf Feuerflammen, ihre
Kleider und ihr Gewand waren weiß, und glänzend ihr Antlitz wie Kristall.
2. Und ich sah zwei Ströme von Feuer, und der Glanz dieses Feuers glänzte
wie der Hyazinth.
3. Und ich fiel auf mein Antlitz vor dem Herrn der Geister.
4. Und der Engel Michael, einer von den Häuptern der Engel, nahm mich bei
meiner rechten Hand, und hob mich auf und führte mich hin zu allen
Geheimnissen der Gnade und den Geheimnissen der Gerechtigkeit.
5. Und er zeigte mir alle Geheimnisse der Enden des Himmels, und alle


 


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