Wilhelm Meisters Wanderjahre--Buch 3
by
Johann Wolfgang von Goethe

Part 4 out of 4




Der Schulmann, indem er Lateinisch zu schreiben und zu sprechen
versucht, kommt sich höher und vornehmer vor, als er sich in seinem
Alltagsleben dünken darf.





Der für dichterische und bildnerische Schöpfungen empfängliche Geist
fühlt sich dem Altertum gegenüber in den anmutigst-ideellen
Naturzustand versetzt; und noch auf den heutigen Tag haben die
homerischen Gesänge die Kraft, uns wenigstens für Augenblicke von der
furchtbaren Last zu befreien, welche die überlieferung von mehrern
tausend Jahren auf uns gewälzt hat.





Wie Sokrates den sittlichen Menschen zu sich berief, damit dieser
ganz einfach einigermaßen über sich selbst aufgeklärt würde, so
traten Plato und Aristoteles gleichfalls als befugte Individuen vor
die Natur; der eine mit Geist und Gemüt, sich ihr anzueignen, der
andere mit Forscherblick und Methode, sie für sich zu gewinnen. Und
so ist denn auch jede Annäherung, die sich uns im ganzen und
einzelnen an diese dreie möglich macht, das Ereignis, was wir am
freudigsten empfinden und was unsere Bildung zu befördern sich
jederzeit kräftig erweist.





Um sich aus der grenzenlosen Vielfachheit, Zerstückelung und
Verwickelung der modernen Naturlehre wieder ins Einfache zu retten,
muß man sich immer die Frage vorlegen: Wie würde sich Plato gegen die
Natur, wie sie uns jetzt in ihrer größeren Mannigfaltigkeit, bei
aller gründlichen Einheit, erscheinen mag, benommen haben?





Denn wir glauben überzeugt zu sein, daß wir auf demselben Wege bis
zu den letzten Verzweigungen der Erkenntnis organisch gelangen und
von diesem Grund aus die Gipfel eines jeden Wissens uns nach und nach
aufbauen und befestigen können. Wie uns hiebei die Tätigkeit des
Zeitalters fördert und hindert, ist freilich eine Untersuchung, die
wir jeden Tag anstellen müssen, wenn wir nicht das Nützliche abweisen
und das Schädliche aufnehmen wollen.





Man rühmt das achtzehnte Jahrhundert, daß es sich hauptsächlich mit
Analyse abgegeben; dem neunzehnten bleibt nun die Aufgabe: die
falschen obwaltenden Synthesen zu entdecken und deren Inhalt aufs
neue zu analysieren.





Es gibt nur zwei wahre Religionen, die eine, die das Heilige, das in
und um uns wohnt, ganz formlos, die andere, die es in der schönsten
Form anerkennt und anbetet. Alles, was dazwischen liegt, ist
Götzendienst.





Es ist nicht zu leugnen, daß der Geist sich durch die Reformation zu
befreien suchte; die Aufklärung über griechisches und römisches
Altertum brachte den Wunsch, die Sehnsucht nach einem freieren,
anständigeren und geschmackvolleren Leben hervor.





Sie wurde aber nicht wenig dadurch begünstigt, daß das Herz in einen
gewissen einfachen Naturstand zurückzukehren und die Einbildungskraft
sich zu konzentrieren trachtete.





Aus dem Himmel wurden auf einmal alle Heiligen vertrieben und von
einer göttlichen Mutter mit einem zarten Kinde Sinne, Gedanken, Gemüt
auf den Erwachsenen, sittlich Wirkenden, ungerecht Leidenden
gerichtet, welcher später als Halbgott verklärt, als wirklicher Gott
anerkannt und verehrt wurde.





Er stand vor einem Hintergrunde, wo der Schöpfer das Weltall
ausgebreitet hatte; von ihm ging eine geistige Wirkung aus, seine
Leiden eignete man sich als Beispiel zu, und seine Verklärung war das
Pfand für eine ewige Dauer.





So wie der Weihrauch einer Kohle Leben erfrischst, so erfrischst das
Gebet die Hoffnungen des Herzens.





Ich bin überzeugt, daß die Bibel immer schöner wird, je mehr man sie
versteht, d. h. je mehr man einsieht und anschaut, daß jedes Wort,
das wir allgemein auffassen und im besondern auf uns anwenden, nach
gewissen Umständen, nach Zeit--und Ortsverhältnissen einen eigenen,
besondern, unmittelbar individuellen Bezug gehabt hat.






Genau besehen haben wir uns noch alle Tage zu reformieren und gegen
andere zu protestieren, wenn auch nicht in religiösem Sinne.





Wir haben das unabweichliche, täglich zu erneuernde, grundernstliche
Bestreben: das Wort mit dem Empfundenen, Geschauten, Gedachten,
Erfahrenen, Imaginierten, Vernünftigen möglichst unmittelbar
zusammentreffend zu erfassen.





Jeder prüfe sich, und er wird finden, daß dies viel schwerer sei,
als man denken möchte; denn leider sind dem Menschen die Worte
gewöhnlich Surrogate; er denkt und weiß es meistenteils besser, als
er sich ausspricht.





Verharren wir aber in dem Bestreben: das Falsche, Ungehörige,
Unzulängliche, was sich in uns und andern entwickeln oder
einschleichen könnte, durch Klarheit und Redlichkeit auf das
möglichste zu beseitigen.





Mit den Jahren steigern sich die Prüfungen.





Wo ich aufhören muß, sittlich zu sein, habe ich keine Gewalt mehr.





Zensur und Preßfreiheit werden immerfort miteinander kämpfen.
Zensur fordert und übt der Mächtige, Preßfreiheit verlangt der
Mindere. Jener will weder in seinen Planen noch seiner Tätigkeit
durch vorlautes widersprechendes Wesen gehindert, sondern gehorcht
sein; jene wollten ihre Gründe aussprechen, den Ungehorsam zu
legitimieren. Dieses wird man überall geltend finden.





Doch muß man auch hier bemerken, daß der Schwächere der leidende
Teil, gleichfalls auf seine Weise die Preßfreiheit zu unterdrücken
sucht, und zwar in dem Falle, wenn er konspiriert und nicht verraten
sein will.





Man wird nie betrogen, man betriegt sich selbst.





Wir brauchen in unserer Sprache ein Wort, das, wie Kindheit sich zu
Kind verhält, so das Verhältnis Volkheit zum Volke ausdrückt. Der
Erzieher muß die Kindheit hören, nicht das Kind. Der Gesetzgeber und
Regent die Volkheit, nicht das Volk. Jene spricht immer dasselbe aus,
ist vernünftig, beständig, rein und wahr. Dieses weiß niemals für
lauter Wollen, was es will. Und in diesem Sinne soll und kann das
Gesetz der allgemein ausgesprochene Wille der Volkheit sein, ein
Wille, den die Menge niemals ausspricht, den aber der Verständige
vernimmt und den der Vernünftige zu befriedigen weiß und der Gute gern
befriedigt.





Welches Recht wir zum Regiment haben, darnach fragen wir nicht--wir
regieren. Ob das Volk ein Recht habe, uns abzusetzen, darum
bekümmern wir uns nicht--wir hüten uns nur, daß es nicht in
Versuchung komme, es zu tun.





Wenn man den Tod abschaffen könnte, dagegen hätten wir nichts; die
Todesstrafen abzuschaffen, wird schwerhalten. Geschieht es, so rufen
wir sie gelegentlich wieder zurück.





Wenn sich die Sozietät des Rechtes begibt, die Todesstrafe zu
verfügen, so tritt die Selbsthülfe unmittelbar wieder hervor, die
Blutrache klopft an die Türe.





Alle Gesetze sind von Alten und Männern gemacht. Junge und Weiber
wollen die Ausnahme, Alte die Regel.





Der Verständige regiert nicht, aber der Verstand; nicht der
Vernünftige, sondern die Vernunft.





Wen jemand lobt, dem stellt er sich gleich.





Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht
genug, zu wollen, man muß auch tun.





Es gibt keine patriotische Kunst und keine patriotische Wissenschaft.
Beide gehören, wie alles hohe Gute, der ganzen Welt an und können
nur durch allgemeine freie Wechselwirkung aller zugleich Lebenden, in
steter Rücksicht auf das, was uns vom Vergangenen übrig und bekannt
ist, gefördert werden.





Wissenschaften entfernen sich im ganzen immer vom Leben und kehren
nur durch einen Umweg wieder dahin zurück.





Denn sie sind eigentlich Kompendien des Lebens; sie bringen die
äußern und innern Erfahrungen ins allgemeine, in einen Zusammenhang.





Das Interesse an ihnen wird im Grunde nur in einer besondern Welt,
in der wissenschaftlichen, erregt, denn daß man auch die übrige Welt
dazu beruft und ihr davon Notiz gibt, wie es in der neuern Zeit
geschieht, ist ein Mißbrauch und bringt mehr Schaden als Nutzen.





Nur durch eine erhöhte Praxis sollten die Wissenschaften auf die
äußere Welt wirken: denn eigentlich sind sie alle esoterisch und
können nur durch Verbessern irgendeines Tuns exoterisch werden. Alle
übrige Teilnahme führt zu nichts.





Die Wissenschaften, auch in ihrem innern Kreise betrachtet, werden
mit augenblicklichem, jedesmaligem Interesse behandelt. Ein starker
Anstoß, besonders von etwas Neuem und Unerhörtem oder wenigstens
mächtig Gefördertem, erregt eine allgemeine Teilnahme, die jahrelang
dauern kann und die besonders in den letzten Zeiten sehr fruchtbar
geworden ist.





Ein bedeutendes Faktum, ein geniales Apercu beschäftigt eine sehr
große Anzahl Menschen, erst nur um es zu kennen, dann um es zu
erkennen, dann es zu bearbeiten und weiterzuführen.





Die Menge fragt bei einer jeden neuen bedeutenden Erscheinung, was
sie nutze, und sie hat nicht unrecht; denn sie kann bloß durch den
Nutzen den Wert einer Sache gewahr werden.





Die wahren Weisen fragen, wie sich die Sache verhalte in sich selbst
und zu andern Dingen, unbekümmert um den Nutzen, d. h. um die
Anwendung auf das Bekannte und zum Leben Notwendige, welche ganz
andere Geister, scharfsinnige, lebenslustige, technisch geübte und
gewandte, schon finden werden.





Die Afterweisen suchen von jeder neuen Entdeckung nur so geschwind
als möglich für sich einigen Vorteil zu ziehen, indem sie einen
eitlen Ruhm, bald in Fortpflanzung, bald in Vermehrung, bald in
Verbesserung, geschwinder Besitznahme, vielleicht gar durch
Präokkupation, zu erwerben suchen und durch solche Unreifheiten die
wahre Wissenschaft unsicher machen und verwirren, ja ihre schönste
Folge, die praktische Blüte derselben, offenbar verkümmern.





Das schädlichste Vorurteil ist, daß irgendeine Art Naturuntersuchung
mit dem Bann belegt werden könne.





Jeder Forscher muß sich durchaus ansehen als einer, der zu einer
Jury berufen ist. Er hat nur darauf zu achten, inwiefern der Vortrag
vollständig sei und durch klare Belege auseinandergesetzt. Er faßt
hiernach seine überzeugung zusammen und gibt seine Stimme, es sei nun,
daß seine Meinung mit der des Referenten übereintreffe oder nicht.





Dabei bleibt er ebenso beruhigt, wenn ihm die Majorität beistimmt,
als wenn er sich in der Minorität befindet; denn er hat das Seinige
getan, er hat seine überzeugung ausgesprochen, er ist nicht Herr über
die Geister noch über die Gemüter.





In der wissenschaftlichen Welt haben aber diese Gesinnungen niemals
gelten wollen; durchaus ist es auf Herrschen und Beherrschen
angesehen; und weil sehr wenige Menschen eigentlich selbstständig
sind, so zieht die Menge den Einzelnen nach sich.





Die Geschichte der Philosophie, der Wissenschaften, der Religion,
alles zeigt, daß die Meinungen massenweis sich verbreiten, immer aber
diejenige den Vorrang gewinnt, welche faßlicher, d. h. dem
menschlichen Geiste in seinem gemeinen Zustande gemäß und bequem ist.
Ja derjenige, der sich in höherem Sinne ausgebildet, kann immer
voraussetzen, daß er die Majorität gegen sich habe.





Wäre die Natur in ihren leblosen Anfängen nicht so gründlich
stereometrisch, wie wollte sie zuletzt zum unberechenbaren und
unermeßlichen Leben gelangen?





Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner gesunden Sinne
bedient, ist der größte und genaueste physikalische Apparat, den es
geben kann; und das ist eben das größte Unheil der neuern Physik, daß
man die Experimente gleichsam vom Menschen abgesondert hat und bloß
in dem, was künstliche Instrumente zeigen, die Natur erkennen, ja,
was sie leisten kann, dadurch beschränken und beweisen will.





Ebenso ist es mit dem Berechnen.--Es ist vieles wahr, was sich nicht
berechnen läßt, sowie sehr vieles, was sich nicht bis zum
entschiedenen Experiment bringen läßt.





Dafür steht ja aber der Mensch so hoch, daß sich das sonst
Undarstellbare in ihm darstellt. Was ist denn eine Saite und alle
mechanische Teilung derselben gegen das Ohr des Musikers? Ja man
kann sagen: was sind die elementaren Erscheinungen der Natur selbst
gegen den Menschen, der sie alle erst bändigen und modifizieren muß,
um sie sich einigermaßen assimilieren zu können.





Es ist von einem Experiment zu viel gefordert, wenn es alles leisten
soll. Konnte man doch die Elektrizität erst nur durch Reiben
darstellen, deren höchste Erscheinung jetzt durch bloße Berührung
hervorgebracht wird.





Wie man der französischen Sprache niemals den Vorzug streitig machen
wird, als ausgebildete Hof--und Weltsprache sich immer mehr aus--und
fortbildend zu wirken, so wird es niemand einfallen, das Verdienst
der Mathematiker gering zu schätzen, welches sie, in ihrer Sprache,
die wichtigsten Angelegenheiten verhandelnd, sich um die Welt
erwerben, indem sie alles, was der Zahl und dem Maß im höchsten Sinne
unterworfen ist, zu regeln, zu bestimmen und zu entscheiden wissen.





Jeder Denkende, der seinen Kalender ansieht, nach seiner Uhr blickt,
wird sich erinnern, wem er diese Wohltaten schuldig ist. Wenn man
sie aber auch auf ehrfurchtsvolle Weise in Zeit und Raum gewähren
läßt, so werden sie erkennen, daß wir etwas gewahr werden, was weit
darüber hinausgeht, welches allen angehört und ohne welches sie selbst
weder tun noch wirken könnten: Idee und Liebe.





Wer weiß etwas von Elektrizität, sagte ein heiterer Naturforscher,
als wenn er im Finstern eine Katze streichelt oder Blitz und Donner
neben ihm niederleuchten und rasseln? Wie viel und wie wenig weiß er
alsdann davon?





Lichtenbergs Schriften können wir uns als der wunderbarsten
Wünschelrute bedienen; wo er einen Spaß macht, liegt ein Problem
verborgen.





In den großen leeren Weltraum zwischen Mars und Jupiter legte er
auch einen heitern Einfall. Als Kant sorgfältig bewiesen hatte, daß
die beiden genannten Planeten alles aufgezehrt und sich zugeeignet
hätten, was nur in diesen Räumen zu finden gewesen von Materie, sagte
jener scherzhaft, nach seiner Art: Warum sollte es nicht auch
unsichtbare Welten geben? Und hat er nicht vollkommen wahr
gesprochen? Sind die neu entdeckten Planeten nicht der ganzen Welt
unsichtbar, außer den wenigen Astronomen, denen wir auf Wort und
Rechnung glauben müssen?





Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.





Die Menschen sind durch die unendlichen Bedingungen des Erscheinens
dergestalt obruiert, daß sie das Eine Urbedingende nicht gewahren
können.





"Wenn Reisende ein sehr großes Ergetzen auf ihren Bergklettereien
empfinden, so ist für mich etwas Barbarisches, ja Gottloses in dieser
Leidenschaft; Berge geben uns wohl den Begriff von Naturgewalt, nicht
aber von Wohltätigkeit der Vorsehung. Zu welchem Gebrauch sind sie
wohl dem Menschen? Unternimmt er, dort zu wohnen, so wird im Winter
eine Schneelawine, im Sommer ein Bergrutsch sein Haus begraben oder
fortschieben; seine Herden schwemmt der Gießbach weg, seine
Kornscheuern die Windstürme. Macht er sich auf den Weg, so ist jeder
Aufstieg die Qual des Sisyphus, jeder Niederstieg der Sturz Vulkans;
sein Pfad ist täglich von Steinen verschüttet, der Gießbach unwegsam
für Schiffahrt; finden auch seine Zwergherden notdürftige Nahrung
oder sammelt er sie ihnen kärglich, entweder die Elemente entreißen
sie ihm oder wilde Bestien. Er führt ein einsam kümmerlich
Pflanzenleben, wie das Moos auf einem Grabstein, ohne Bequemlichkeit
und ohne Gesellschaft. Und diese Zickzackkämme, diese widerwärtigen
Felsenwände, diese ungestalteten Granitpyramiden, welche die
schönsten Weltbreiten mit den Schrecknissen des Nordpols bedecken, wie
sollte sich ein wohlwollender Mann daran gefallen und ein
Menschenfreund sie preisen!"





Auf diese heitere Paradoxie eines würdigen Mannes wäre zu sagen, daß,
wenn es Gott und der Natur gefallen hätte, den Urgebirgsknoten von
Nubien durchaus nach Westen bis an das große Meer zu entwickeln und
fortzusetzen, ferner die Gebirgsreihe einigemal von Norden nach Süden
zu durchschneiden, sodann Täler entstanden sein würden, worin gar
mancher Urvater Abraham ein Kanaan, mancher Albert Julius eine
Felsenburg würde gefunden haben, wo denn seine Nachkommen leicht mit
den Sternen rivalisierend sich hätten vermehren können.





Steine sind stumme Lehrer, sie machen den Beobachter stumm, und das
Beste, was man von ihnen lernt, ist, nicht mitzuteilen.





Was ich recht weiß, weiß ich nur mir selbst; ein ausgesprochenes
Wort fördert selten, es erregt meistens Widerspruch, Stocken und
Stillstehen.





Die Kristallographie als Wissenschaft betrachtet gibt zu ganz
eigenen Ansichten Anlaß. Sie ist nicht produktiv, sie ist nur sie
selbst und hat keine Folgen, besonders nunmehr, da man so manche
isomorphische Körper angetroffen hat, die sich ihrem Gehalte nach ganz
verschieden erweisen. Da sie eigentlich nirgends anwendbar ist, so
hat sie sich in dem hohen Grade in sich selbst ausgebildet. Sie gibt
dem Geist eine gewisse beschränkte Befriedigung und ist in ihren
Einzelheiten so mannigfaltig, daß man sie unerschöpflich nennen kann,
deswegen sie auch vorzügliche Menschen so entschieden und lange an
sich festhält.





Etwas Mönchisch-Hagestolzenartiges hat die Kristallographie und ist
daher sich selbst genug. Von praktischer Lebenseinwirkung ist sie
nicht; denn die köstlichsten Erzeugnisse ihres Gebiets, die
kristallinischen Edelsteine, müssen erst zugeschliffen werden, ehe wir
unsere Frauen damit schmücken können.





Ganz das Entgegengesetzte ist von der Chemie zu sagen, welche von
der ausgebreitetsten Anwendung und von dem grenzenlosesten Einfluß
aufs Leben sich erweist.





Der Begriff vom Entstehen ist uns ganz und gar versagt; daher wir,
wenn wir etwas werden sehen, denken, daß es schon dagewesen sei.
Deshalb das System der Einschachtelung kommt uns begreiflich vor.





Wie manches Bedeutende sieht man aus Teilen zusammensetzen; man
betrachte die Werke der Baukunst, man sieht manches sich regel--und
unregelmäßig anhäufen; daher ist uns der atomistische Begriff nah und
bequem zur Hand, deshalb wir uns nicht scheuen, ihn auch in
organischen Fällen anzuwenden.





Wer den Unterschied des Phantastischen und Ideellen, des
Gesetzlichen und Hypothetischen nicht zu fassen weiß, der ist als
Naturforscher in einer üblen Lage.





Es gibt Hypothesen, wo Verstand und Einbildungskraft sich an die
Stelle der Idee setzen.





Man tut nicht wohl, sich allzulange im Abstrakten aufzuhalten. Das
Esoterische schadet nur, indem es exoterisch zu werden trachtet.
Leben wird am besten durchs Lebendige belehrt.





Für die vorzüglichste Frau wird diejenige gehalten, welche ihren
Kindern den Vater, wenn er abgeht, zu ersetzen imstande wäre.





Der unschätzbare Vorteil, welchen die Ausländer gewinnen, indem sie
unsere Literatur erst jetzt gründlich studieren, ist der, daß sie
über die Entwickelungskrankheiten, durch die wir nun schon beinahe
während dem Laufe des Jahrhunderts durchgehen mußten, auf einmal
weggehoben werden und, wenn das Glück gut ist, ganz eigentlich daran
sich auf das wünschenswerteste ausbilden.





Wo die Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts zerstörend sind, ist
Wieland neckend.




Das poetische Talent ist dem Bauer so gut gegeben wie dem Ritter, es
kommt nur darauf an, daß jeder seinen Zustand ergreife und ihn nach
Würden behandle.





"Was sind Tragödien anders als versifizierte Passionen solcher Leute,
die sich aus den äußern Dingen ich weiß nicht was machen."





Das Wort Schule, wie man es in der Geschichte der bildenden Kunst
nimmt, wo man von einer florentinischen, römischen und venezianischen
Schule spricht, wird sich künftighin nicht mehr auf das deutsche
Theater anwenden lassen. Es ist ein Ausdruck, dessen man sich vor
dreißig, vierzig Jahren vielleicht noch bedienen konnte, wo unter
beschränkteren Umständen sich eine natur--und kunstgemäße Ausbildung
noch denken ließ; denn genau gesehen gilt auch in der bildenden Kunst
das Wort Schule nur von den Anfängen; denn sobald sie treffliche
Männer hervorgebracht hat, wirkt sie alsobald in die Weite. Florenz
beweist seinen Einfluß über Frankreich und Spanien; Niederländer und
Deutsche lernen von den Italienern und erwerben sich mehr Freiheit in
Geist und Sinn, anstatt daß die Südländer von ihnen eine glücklichere
Technik und die genaueste Ausführung von Norden her gewinnen.





Das deutsche Theater befindet sich in der Schlußepoche, wo eine
allgemeine Bildung dergestalt verbreitet ist, daß sie keinem
einzelnen Orte mehr angehören, von keinem besondern Punkte mehr
ausgehen kann.





Der Grund aller theatralischen Kunst, wie einer jeder andern, ist
das Wahre, das Naturgemäße. Je bedeutender dieses ist, auf je
höherem Punkte Dichter und Schauspieler es zu fassen verstehen, eines
desto höhern Ranges wird sich die Bühne zu rühmen haben. Hiebei
gereicht es Deutschland zu einem großen Gewinn, daß der Vortrag
trefflicher Dichtung allgemeiner geworden ist und auch außerhalb des
Theaters sich verbreitet hat.





Auf der Rezitation ruht alle Deklamation und Mimik. Da nun beim
Vorlesen jene ganz allein zu beachten und zu üben ist, so bleibt
offenbar, daß Vorlesungen die Schule des Wahren und Natürlichen
bleiben müssen, wenn Männer, die ein solches Geschäft übernehmen, von
dem Wert, von der Würde ihres Berufs durchdrungen sind.





Shakespeare und Calderon haben solchen Vorlesungen einen glänzenden
Eingang gewährt; jedoch bedenke man immer dabei, ob nicht hier gerade
das imposante Fremde, das bis zum Unwahren gesteigerte Talent der
deutschen Ausbildung schädlich werden müsse!





Eigentümlichkeit des Ausdruckes ist Anfang und Ende aller Kunst.
Nun hat aber eine jede Nation eine von dem allgemeinen Eigentümlichen
der Menschheit abweichende besondere Eigenheit, die uns zwar
anfänglich widerstreben mag, aber zuletzt, wenn wir's uns gefallen
ließen, wenn wir uns derselben hingäben, unsere eigene
charakteristische Natur zu überwältigen und zu erdrücken vermochte.





Wieviel Falsches Shakespeare und besonders Calderon über uns
gebracht, wie diese zwei großen Lichter des poetischen Himmels für
uns zu Irrlichtern geworden, mögen die Literatoren der Folgezeit
historisch bemerken.





Eine völlige Gleichstellung mit dem spanischen Theater kann ich
nirgends billigen. Der herrliche Calderon hat so viel
Konventionelles, daß einem redlichen Beobachter schwer wird, das
große Talent des Dichters durch die Theateretikette durchzuerkennen.
Und bringt man so etwas irgendeinem Publikum, so setzt man bei
demselben immer guten Willen voraus, daß es geneigt sei, auch das
Weltfremde zuzugeben, sich an ausländischem Sinn, Ton und Rhythmus zu
ergetzen und aus dem, was ihm eigentlich gemäß ist, eine Zeitlang
herauszugeben.





Yorik-Sterne war der schönste Geist, der je gewirkt hat; wer ihn
liest, fühlt sich sogleich frei und schön; sein Humor ist
unnachahmlich, und nicht jeder Humor befreit die Seele.





"Mäßigkeit und klarer Himmel sind Apollo und die Musen."





Das Gesicht ist der edelste Sinn, die andern vier belehren uns nur
durch die Organe des Takts, wir hören, wir fühlen, riechen und
betasten alles durch Berührung; das Gesicht aber steht unendlich
höher, verfeint sich über die Materie und nähert sich den Fähigkeiten
des Geistes.





Setzten wir uns an die Stelle anderer Personen, so würden Eifersucht
und Haß wegfallen, die wir so oft gegen sie empfinden; und setzten
wir andere an unsere Stelle, so würde Stolz und Einbildung gar sehr
abnehmen.





Nachdenken und Handeln verglich einer mit Rahel und Lea; die eine
war anmutiger, die andere fruchtbarer.





Nichts im Leben außer Gesundheit und Tugend ist schätzenswerter als
Kenntnis und Wissen; auch ist nichts so leicht zu erreichen und so
wohlfeil zu erhandeln; die ganze Arbeit ist Ruhigsein und die Ausgabe
Zeit, die wir nicht retten, ohne sie auszugeben.





Könnte man Zeit wie bares Geld beiseitelegen, ohne sie zu benutzen,
so wäre dies eine Art von Entschuldigung für den Müßiggang der halben
Welt; aber keine völlige, denn es wäre ein Haushalt, wo man von dem
Hauptstamm lebte, ohne sich um die Interessen zu bemühen.





Neuere Poeten tun viel Wasser in die Tinte.





Unter mancherlei wunderlichen Albernheiten der Schule kommt mir
keine so vollkommen lächerlich vor als der Streit über die Echtheit
alter Schriften, alter Werke. Ist es denn der Autor oder die Schrift,
die wir bewundern oder tadeln? es ist immer nur der Autor, den wir
vor uns haben; was kümmern uns die Namen, wenn wir ein Geisteswerk
auslegen?





Wer will behaupten, daß wir Virgil oder Homer vor uns haben, indem
wir die Worte lesen, die ihm zugeschrieben werden? Aber die
Schreiber haben wir vor uns, und was haben wir weiter nötig? Und ich
denke fürwahr, die Gelehrten, die in dieser unwesentlichen Sache so
genau zu Werke gehen, scheinen mir nicht weiser als ein sehr schönes
Frauenzimmer, das mich einmal mit möglichst süßem Lächeln befragte:
wer denn der Autor von Shakespeares Schauspielen gewesen sei?





Es ist besser, das geringste Ding von der Welt zu tun, als eine
halbe Stunde für gering halten.





Mut und Bescheidenheit sind die unzweideutigsten Tugenden; denn sie
sind von der Art, daß Heuchelei sie nicht nachahmen kann; auch haben
sie die Eigenschaft gemein, sich beide durch dieselbe Farbe
auszudrücken.





Unter allem Diebsgesindel sind die Narren die Schlimmsten: sie
rauben euch beides, Zeit und Stimmung.





Uns selbst zu achten, leitet unsre Sittlichkeit; andere zu schätzen,
regiert unser Betragen.





Kunst und Wissenschaft sind Worte, die man so oft braucht und deren
genauer Unterschied selten verstanden wird; man gebraucht oft eins
für das andere.





Auch gefallen mir die Definitionen nicht, die man davon gibt.
Verglichen fand ich irgendwo Wissenschaft mit Witz, Kunst mit Humor.
Hierin find' ich mehr Einbildungskraft als Philosophie: es gibt uns
wohl einen Begriff von dem Unterschied beider, aber keinen von dem
Eigentümlichen einer jeden.





Ich denke, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen
nennen, das abgezogene Wissen; Kunst dagegen wäre Wissenschaft zur
Tat verwendet; Wissenschaft wäre Vernunft, und Kunst ihr Mechanismus,
deshalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so
wäre denn endlich Wissenschaft das Theorem, Kunst das Problem.





Vielleicht wird man mir einwenden: Man hält die Poesie für Kunst,
und doch ist sie nicht mechanisch; aber ich leugne, daß sie eine
Kunst sei; auch ist sie keine Wissenschaft. Künste und Wissenschaften
erreicht man durch Denken, Poesie nicht, denn diese ist Eingebung;
sie war in der Seele empfangen, als sie sich zuerst regte. Man sollte
sie weder Kunst noch Wissenschaft nennen, sondern Genius.





Auch jetzt im Augenblick sollte jeder Gebildete Sternes Werke wieder
zur Hand nehmen, damit auch das neunzehnte Jahrhundert erführe, was
wir ihm schuldig sind, und einsähe, was wir ihm schuldig werden
können.





In dem Erfolg der Literaturen wird das frühere Wirksame verdunkelt
und das daraus entsprungene Gewirkte nimmt überhand, deswegen man
wohltut, von Zeit zu Zeit wieder zurückzublicken. Was an uns Original
ist, wird am besten erhalten und belobt, wenn wir unsre Altvordern
nicht aus den Augen verlieren.





Möge das Studium der griechischen und römischen Literatur immerfort
die Basis der höhern Bildung bleiben.





Chinesische, indische, ägyptische Altertümer sind immer nur
Kuriositäten; es ist sehr wohlgetan, sich und die Welt damit bekannt
zu machen; zu sittlicher und ästhetischer Bildung aber werden sie uns
wenig fruchten.





Der Deutsche läuft keine größere Gefahr, als sich mit und an seinen
Nachbarn zu steigern; es ist vielleicht keine Nation geeigneter, sich
aus sich selbst zu entwickeln, deswegen es ihr zum größten Vorteil
gereichte, daß die Außenwelt von ihr so spät Notiz nahm.





Sehen wir unsre Literatur über ein halbes Jahrhundert zurück, so
finden wir, daß nichts um der Fremden willen geschehen ist.





Daß Friedrich der Große aber gar nichts von ihnen wissen wollte, das
verdroß die Deutschen doch, und sie taten das möglichste, als Etwas
vor ihm zu erscheinen.





Jetzt, da sich eine Weltliteratur einleitet, hat, genau besehen, der
Deutsche am meisten zu verlieren; er wird wohl tun, dieser Warnung
nachzudenken.





Auch einsichtige Menschen bemerken nicht, daß sie dasjenige erklären
wollen, was Grunderfahrungen sind, bei denen man sich beruhigen müßte.






Doch mag dies auch vorteilhaft sein, sonst unterließe man das
Forschen allzu früh.





Wer sich von nun an nicht auf eine Kunst oder Handwerk legt, der
wird übel dran sein. Das Wissen fördert nicht mehr bei dem schnellen
Umtriebe der Welt; bis man von allem Notiz genommen hat, verliert man
sich selbst.





Eine allgemeine Ausbildung dringt uns jetzt die Welt ohnehin auf;
wir brauchen uns deshalb darum nicht weiter zu bemühen, das Besondere
müssen wir uns zueignen.





Die größten Schwierigkeiten liegen da, wo wir sie nicht suchen.





Lorenz Sterne war geboren 1713, starb 1768. Um ihn zu begreifen,
darf man die sittliche und kirchliche Bildung seiner Zeit nicht
unbeachtet lassen; dabei hat man wohl zu bedenken, daß er
Lebensgenosse Warburtons gewesen.





Eine freie Seele wie die seine kommt in Gefahr, frech zu werden,
wenn nicht ein edles Wohlwollen das sittliche Gleichgewicht herstellt.






Bei leichter Berührbarkeit entwickelte sich alles von innen bei ihm
heraus; durch beständigen Konflikt unterschied er das Wahre vom
Falschen, hielt am ersten fest und verhielt sich gegen das andere
rücksichtslos.





Er fühlte einen entschiedenen Haß gegen Ernst, weil er didaktisch
und dogmatisch ist und gar leicht pedantisch wird, wogegen er den
entschiedensten Abscheu hegte. Daher seine Abneigung gegen
Terminologie.





Bei den vielfachsten Studien und Lektüre entdeckte er überall das
Unzulängliche und Lächerliche.





Shandeism nennt er die Unmöglichkeit über einen ernsten Gegenstand
zwei Minuten zu denken.





Dieser schnelle Wechsel von Ernst und Scherz, von Anteil und
Gleichgültigkeit, von Leid und Freude soll in dem irländischen
Charakter liegen.





Sagazität und Penetration sind bei ihm grenzenlos.





Seine Heiterkeit, Genügsamkeit, Duldsamkeit auf der Reise, wo diese
Eigenschaften am meisten geprüft werden, finden nicht leicht
ihresgleichen.





So sehr uns der Anblick einer freien Seele dieser Art ergetzt,
ebensosehr werden wir gerade in diesem Fall erinnert, daß wir von
allem dem, wenigstens von dem meisten, was uns entzückt, nichts in
uns aufnehmen dürfen.





Das Element der Lüsternheit, in dem er sich so zierlich und sinnig
benimmt, würde vielen andern zum Verderben gereichen.





Das Verhältnis zu seiner Frau wie zur Welt ist betrachtenswert.
"Ich habe mein Elend nicht wie ein weiser Mann benutzt", sagt er
irgendwo.





Er scherzt gar anmutig über die Widersprüche, die seinen Zustand
zweideutig machen.





"Ich kann das Predigen nicht vertragen, ich glaube, ich habe in
meiner Jugend mich daran übergessen."





Er ist in nichts ein Muster und in allem ein Andeuter und Erwecker.





"Unser Anteil an öffentlichen Angelegenheiten ist meist nur
Philisterei."





"Nichts ist höher zu schätzen als der Wert des Tages."





"Pereant, qui, ante nos, nostra dixerunt!" So wunderlich könnte nur
derjenige sprechen, der sich einbildete, ein Autochthon zu sein. Wer
sich's zur Ehre hält, von vernünftigen Vorfahren abzustammen, wird
ihnen doch wenigstens ebensoviel Menschensinn zugestehn als sich
selbst.





Die originalsten Autoren der neusten Zeit sind es nicht deswegen,
weil sie etwas Neues hervorbringen, sondern allein weil sie fähig
sind, dergleichen Dinge zu sagen, als wenn sie vorher niemals wären
gesagt gewesen.





Daher ist das schönste Zeichen der Originalität, wenn man einen
empfangenen Gedanken dergestalt fruchtbar zu entwickeln weiß, daß
niemand leicht, wie viel in ihm verborgen liege, gefunden hätte.





Viele Gedanken heben sich erst aus der allgemeinen Kultur hervor wie
die Blüten aus den grünen Zweigen. Zur Rosenzeit sieht man Rosen
überall blühen.





Eigentlich kommt alles auf die Gesinnungen an; wo diese sind, treten
auch die Gedanken hervor, und nachdem sie sind, sind auch die
Gedanken.





"Nichts wird leicht ganz unparteiisch wieder dargestellt. Man
könnte sagen: hievon mache der Spiegel eine Ausnahme, und doch sehen
wir unser Angesicht niemals ganz richtig darin; ja der Spiegel kehrt
unsre Gestalt um und macht unsre linke Hand zur rechten. Dies mag ein
Bild sein für alle Betrachtungen über uns selbst."





Im Frühling und Herbst denkt man nicht leicht ans Kaminfeuer, und
doch geschieht es, daß, wenn wir zufällig an einem vorbeigehen, wir
das Gefühl, das es mitteilt, so angenehm finden, daß wir ihm wohl
nachhängen mögen. Dies möchte mit jeder Versuchung analog sein.





"Sei nicht ungeduldig, wenn man deine Argumente nicht gelten läßt."





Wer lange in bedeutenden Verhältnissen lebt, dem begegnet freilich
nicht alles, was dem Menschen begegnen kann; aber doch das Analoge
und vielleicht einiges, was ohne Beispiel war.





 


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